«Frische Lebensmittel sind für uns sehr wichtig. Nach dem Sport kaufen wir immer frische Bananen oder Weggli», sagen junge Sportlerinnen, die gerade aus einem Laden kommen.
Sie sind längst nicht die einzigen: Frische Produkte sind für Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten sehr wichtig. Sie unterscheiden sich diesbezüglich von Kunden in Deutschland. Das mussten Aldi und Lidl bei ihrem Markteintritt vor Jahren erst lernen. Experten sagen: Beiden ist es gelungen. Sie haben gegenüber etablierten Händlern – also Migros und Coop – aufholen können.
Bei Frischprodukten muss man in der Schweiz eine Topleistung erbringen. Ansonsten ist man weg vom Fenster.
Martin Hotz, Detailhandelsexperte des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Fuhrer & Hotz, sagt : «Es ist bemerkenswert, wie gut sie sich einstellen konnten auf die Schweizer Eigenheit. Gerade in Bezug auf Frischprodukte muss man hier eine Topleistung erbringen. Ansonsten ist man weg vom Fenster.»
Frische Sachen können sogar entscheidend dafür sein, dass Kunden und Kundinnen überhaupt regelmässig in den Laden kommen und auch andere Produkte kaufen. «Sie bringen Frequenz in den Laden», sagt auch Thomas Rudolph, Detailhandelsexperte der Universität St. Gallen.
Fast 45 Milliarden Franken Umsatz machen die Händler alleine mit Lebensmitteln. Sie sind damit ein wichtiger und wachsender Bereich im ganzen Detailhandel, der etwas mehr als 100 Milliarden Franken gross ist.
Nicht zufällig präsentieren die Händler frisches Obst und Gemüse direkt beim Eingang. Zudem strömt an vielen Orten der Duft von frischem Brot. Das wirkt attraktiv.
Dahinter steckt aber viel Arbeit. Das Management von Frischprodukten ist eine Herkulesaufgabe. «Einerseits sollen die Produkte bis 18 Uhr verfügbar sein. Andererseits soll nicht viel weggeschmissen werden», so Rudolph. Welche Mengen also sind die richtigen beim Einkauf? Was muss das Personal können, das täglich im Laden steht und zeitgerecht Brot aufbacken muss? Für alle Händler ist das eine Herausforderung, an der sie stetig arbeiten.
Lippenstift-Effekt auch beim Brot
Allerdings lohnt sich der Aufwand, denn die frischesten Sachen gelten als Verkaufsschlager, selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Experten sprechen vom sogenannten Lippenstift-Effekt. Der Lippenstift steht sinnbildlich für den kleinen Luxus. Man gönnt sich etwas Kleines im Alltag, gerade wenn man sich den grossen, teuren Luxus nicht leisten will oder kann. Dieser Effekt spielt auch beim Brot.