Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten ist der Ölpreis zuletzt deutlich gefallen. Die 14 Länder des Ölkartells unter der Führung von Saudi-Arabien haben nun reagiert: An ihrem Treffen am Donnerstag in Wien haben sie beschlossen, die Rohölförderung weiter einzuschränken. Sie streben eine Kürzung um täglich 1.5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl bis Ende des Jahres an.
SRF News: Was bedeutet die Ankündigung der Opec?
Lucia Theiler: Sie zeigt den Ernst der Lage. Diese Förderkürzung wäre die stärkste seit der Finanzkrise 2008. Bisherige Versuche, den Preis über Förderlimiten zu stabilisieren, blieben wirkungslos. Den letzten Entscheid gab es im Dezember, aber die Wirkung ist gleich wieder verpufft, weil das Coronavirus die Öleinkäufe lähmte.
Was erhofft man sich von den neuen Schritten?
Die Opec möchte über die Menge den Preis beeinflussen. Der Ölpreis funktioniert über den Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Der Preis ist momentan aus Sicht der Opec-Länder zu tief. Um eine Grössenordnung zu geben: Es gibt Berechnungen, wonach Saudi-Arabien für einen ausgeglichenen Staatshaushalt einen Ölpreis von 85 Dollar pro Ölfass haben müsste. Der Preis liegt aber momentan bei etwa 50 Dollar pro Fass.
Das Treffen der Opec-Länder geht heute in einer grösseren Runde weiter: Zehn Partnerstaaten sitzen mit am Verhandlungstisch, darunter auch Russland. Werden sich diese Länder der Strategie der Opec anschliessen?
Das ist nicht klar. Entscheidend wird sein, wie sich Russland entscheidet. Russland ist ein wichtiger Partnerstaat der Opec. Russlands Staatshaushalt wird durch den tiefen Ölpreis zwar ebenfalls stark belastet, aber das Land hat gleichzeitig angekündigt, dass es mit den jetzigen Preisen leben könnte.
Entscheidend wird sein, wie sich Russland entscheidet.
Hat das alles konkrete Auswirkungen auf uns Konsumenten?
Die Preise am Ölmarkt lassen sich nicht 1 zu 1 umrechnen. Die Kosten für Rohstoffe und den Transport machen nur einen Teil des Endpreises aus. Bei Benzinpreisen ist es etwa ein Drittel. Weitere Faktoren sind Steuern, Abgaben und Wechselkurse. Der Opec-Entscheid ist also lediglich einer der Faktoren. Die Frage wird sein, ob die Endverkäufer ihre Margen opfern oder ob sie die höheren Preise einfach weiterreichen.
Das Gespräch führte Roger Aebli.