«Schweizfonds» soll er heissen: Ein Topf mit rund 100 Milliarden Franken. Mit diesem Geld soll der Staat Schweizer (Klein-)Unternehmen und Selbständigen helfen, die Corona-Krise zu überstehen. Das fordern die zwei ETH-Wirtschaftsprofessoren Hans Gersbach und Jan-Egbert Sturm.
«Schweizfonds» als zweite Stütze
Das bisher wichtigste Hilfsinstrument des Bundesrates – die Kurzarbeit – hat sich schon in Krisen bewährt, reicht dieses Mal aber nicht. Denn Unternehmen und Selbstständige stehen plötzlich ohne Einnahmen da, müssen aber Löhne, Mieten und andere Fixkosten weiterzahlen. Unzählige kommen im Nu in existenzielle Zahlungsnöte – Coiffeure, Cafés, Fachgeschäfte stehen plötzlich vor dem Aus.
Staat soll Flugtickets und Hotelbetten kaufen
Der Lösungsvorschlag: Wenn Private als Konsumenten vorübergehend, während der Pandemie-Welle, ausfallen, kann und soll der Staat einspringen. So ähnlich haben es bereits zwei Ökonomen aus den USA vorgeschlagen. Der Staat soll als «buyer of last resort» einspringen.
Wenn also die Konsumentinnen und Konsumenten derzeit keine Flugbillette, Hotelbetten, Pauschalreisen, Kosmetik-Behandlungen, Kleider etc. mehr kaufen, soll der Staat diese Flugbillette und Hotelbetten buchen. So könnten Unternehmen weiterhin ihre Rechnungen, Mieten, Löhne und Sozialabgaben bezahlen.
Pleitewelle wäre gravierend
Der Plan birgt die Gefahr, dass auch ohnehin marode, wacklige Unternehmen künstlich am Leben erhalten werden. Die Ökonomen argumentieren aber, dass eine Pleitewelle von Unternehmen gravierende langfristige Folgen für die Volkswirtschaft hätte. Den Wirtschaftsmotor dann, wenn das Coronavirus unter Kontrolle ist, wieder hochzufahren, wäre kaum noch möglich.
Kommt hinzu, dass früher oder später eine Pleitewelle auch die Banken destabilisieren würde, weil Unternehmen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können. Der «Schweizfonds» könnte dem Vorbeugen, beispielsweise mit staatlichen Kreditgarantien, Darlehen oder Bürgschaften.
100 Milliarden tönt gut – aber woher kommt das Geld?
Der Schweiz kommt zugute, über gesunde Staatsfinanzen zu verfügen. Das gibt ihr Spielraum, jetzt auch solche unkonventionellen Konzepte ernsthaft zu prüfen. Auch die Schweizerische Nationalbank könnte einen Beitrag leisten, etwa in Form einer Sonderausschüttung, wie es die beiden ETH-Professoren vorschlagen.
Kommt hinzu, dass im Optimalfall die Unternehmen, wenn sie nach überstandener Corona-Krise wieder auf Normalbetrieb herauffahren können, die Staatshilfen zurückzahlen können.
Ungewöhnliche Krisen erfordern ungewöhnliche Massnahmen: Wann soll die Schweiz ihren Trumpf – gesunde Staatsfinanzen – ausspielen, wenn nicht jetzt?