Testen, testen, testen: Das geht bisher nur in der Theorie, in der Praxis gibt es Engpässe. Ein Grund dafür ist, dass es wenige Schnelltests gibt, die als sicher gelten. Nur der Schweizer Pharmakonzern Roche und der US-Konzern Abbott haben Verträge mit dem Bund. «Das könnte sich aber bald ändern», sagt Alain Egli von der Schweizerischen Gesellschaft für Mikrobiologie, der zuständigen Fachschaft des Bundes.
Denn die Qualitätskriterien für die Tests sind seit dieser Woche öffentlich. «Durch die Möglichkeit, die Qualität dieser Tests zu überprüfen, ist es vielen verschiedenen Firmen möglich, die Antigen-Schnelltests in der Schweiz anzubieten.» Unternehmen wissen also, auf was sie bei den Tests achten müssen.
Versorgungssicherheit gewährleistet
«Ich rechne damit, dass wir in kürzester Zeit bis zu 20 verschiedene Anbieter auf dem Markt haben», sagt Egli. «Das ist wichtig für die Versorgungssicherheit in der Schweiz mit genügend Tests.»
Durchgeführt werden die Tests noch immer bei Ärzten oder Apotheken. Der Apothekerverband Pharmasuisse erhofft sich durch die Offenlegung der Kriterien etwas Entspannung, wie Sprecherin Rahel Rohrer sagt: «Wir begrüssen es sehr, wenn mehr Tests auf den Markt kommen, das ist in unserem Sinn.»
Doch aus der Welt geschafft sind die Engpässe dadurch nicht. Nicht alle Apotheken bieten Tests an, nicht alle sind gleich parat. Die Verteilung der Tests ist Sache der Kantone. «Sie müssen ihre Schutzkonzepte anpassen. Es braucht zum Beispiel einen separaten Eingang zu den Schnelltests», sagt Rohrer. «Doch die Apotheken, die diese Dienstleistung anbieten, sind sehr kreativ und es läuft auf Hochtouren.»
Dass es vorwärtsgeht und bald grössere Mengen Schnelltests auf den Markt kommen, darauf hofft auch die Wirtschaft. Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, spricht von bahnbrechenden Entwicklungen: «Die Schnelltests können einen Gamechanger, einen wirklich massiven Input darstellen. Wir werden mit dem Virus anders umgehen können als bisher.»
Teststrategie muss angepasst werden
Denn bei einem Schnelltest muss man weniger lang auf die Ergebnisse warten. Das könnte gemäss Minsch die Wartezeiten in Quarantänen verkürzen. Voraussetzung ist, dass der Bund seine Teststrategie anpasst. Derzeit sollen nur jene Personen einen Schnelltest machen, die Symptome haben oder die von der Swiss-Covid-App benachrichtigt wurden.
«Der Bundesrat hat in Hinblick darauf, dass Schnelltests verfügbar und zugelassen sind, bereits eine leichte Korrektur gemacht», so Minsch. «Aber wenn Schnelltests effektiv in grosser Zahl zur Verfügung stehen, müssen die Quarantäneregeln und die Teststrategie überdacht werden.»
Bis es so weit ist, wird es noch Wochen dauern. Denn auch die neuen Tests müssen zuerst validiert werden, bevor sie auf den Markt kommen. Und die Ärzte und Apotheken müssen parat sein, die Tests auch durchzuführen.