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Wirtschaft Der neue CS-Chef kommt von einer Versicherung

Tidjane Thiam tritt im Sommer die Nachfolge von Brady Dougan an. Doch wer ist der neue Mann an der Spitze der zweitgrössten Schweizer Bank?

Tidjane Thiam, der designierte CEO der Credit Suisse, wechselt aus der Versicherungsbranche zur Grossbank. Er führt heute die britische Prudential-Gruppe. Diese Versicherungsgruppe bietet in den USA, Asien, Europa und Lateinamerika Renten, Lebensversicherungen, Investments und weitere Finanzdienstleistungen an.

«Einer der aussergewöhnlichsten Chefs»

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Für eine Grossbank hat Tidjane Thiam bisher nicht gearbeitet. Laut SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann ist der 52-Jährige in der Finanzwelt jedoch eine bekannte Persönlichkeit. Bei Prudential gilt Thiam als sehr erfolgreicher CEO, nicht zuletzt dank des Ausbaus des Asien-Geschäfts. Seit seinem Amtsantritt stieg der Aktienkurs des Versicherers um rund 180%.

Prudential-Verwaltungsratspräsident Paul Manduca beschrieb Thiam als einen der «aussergewöhnlichsten Chefs» in der Geschichte des Versicherungskonzerns. Der Konzern bedaure seinen Weggang.

Militärputsch beendet politische Karriere

Thiam ist in der Elfenbeinküste geboren. Seine Mutter stammte aus einer einflussreichen Familie und war die Nichte des ersten Präsidenten der Elfenbeinküste, Felix Houphouët-Boigny, erzählte Thiam 2012 in einem Radiointerview mit der britischen BBC. Sein Vater war demnach ursprünglich Senegalese und weniger privilegiert aufgewachsen.

Aufgewachsen ist Thiam in Frankreich. Dort studierte er Mathematik und Physik. Nach mehrjähriger Tätigkeit bei McKinsey in Paris und New York arbeitete Thiam in der Elfenbeinküste für die Regierung, zuletzt als Minister für Planung und Entwicklung. Seine politische Karriere endete 1999 abrupt mit einem Militärputsch.

Chance auf Posten als Ministerpräsident

Als er vom Putsch erfuhr, sei er gerade ausser Landes gewesen, erzählte Thiam im BBC-Interview. Trotzdem sei er kurz darauf in sein Heimatland zurückgekehrt, denn er habe sich «verpflichtet gefühlt gegenüber seinen dortigen Mitarbeitenden».

Daraufhin wurde er während mehrerer Monate in der Elfenbeinküste festgehalten, bevor ihm die neue Regierung den Posten des Ministerpräsidenten anbot. Thiam lehnte ab und verliess im Jahr 2000 das Land.

Danach kehrte er als Partner zurück zu McKinsey in Paris. Von 2002 bis 2008 war Tidjane Thiam gemäss Credit Suisse in leitenden Funktionen für die Versicherungsgesellschaft Aviva tätig. Bei der Prudential-Gruppe war der Vater zweier erwachsener Kinder zuerst Finanzchef, ehe er 2009 die Konzernleitung übernahm.

Thiam sei im Rahmen eines sorgfältigen Auswahlprozesses, in den sowohl interne als auch externe Kandidaten einbezogen waren, vom Verwaltungsrat ausgewählt worden, heisst es bei der CS. Sprachlich ist er bestens gerüstet für den Job in der Schweiz: Thiam spricht Englisch, Französisch und Deutsch. Er ist Bürger von Frankreich und der Elfenbeinküste.

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