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Dreckige Stromproduktion Alpiqs CO₂-Emissionen steigen wegen der Energiewende

Da in Europa immer mehr Sonnen- und Windkraftwerke am Netz sind, wächst bei Alpiq der CO₂-Ausstoss. Der Grund: Der Schweizer Konzern betreibt in Spanien, Ungarn und Italien Gaskraftwerke, die kurzfristige Stromlücken füllen können. Wie Alpiq so die eigenen Klimaziele erreichen kann, ist offen.

Der Energiekonzern Alpiq verantwortet im In- und Ausland Treibhausgas-Emissionen im Umfang von fast sieben Millionen Tonnen CO₂. Das ist ein Sechstel dessen, was die Schweizer Bevölkerung im Inland ausstösst.

Die Emissionen von Alpiq sind im letzten Jahr noch gestiegen. Und das, obschon Alpiq das Ziel verfolgt, bis 2040 unter dem Strich kein klimaschädliches CO₂ mehr auszustossen.

Unsere Gaskraftwerke im Ausland dienen zum Netzausgleich. Und je mehr Erneuerbare zugebaut werden, desto mehr werden diese auch abgerufen.
Autor: Antje Kanngiesser Chefin des Energiekonzerns Alpiq

Alpiq-Konzernchefin Antje Kanngiesser räumt denn auch in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF ein, dass das Unternehmen derzeit nicht auf Kurs sei bezüglich der eigenen Klimaziele. «Das hängt damit zusammen, dass unsere Gaskraftwerke im Ausland zum Netzausgleich dienen. Und je mehr Erneuerbare zugebaut werden, desto mehr werden diese auch abgerufen.»

Person spricht vor abstraktem Wandbild.
Legende: Alpiq-CEO Antje Kanngiesser verspricht, Alpiq werde weiter in die Effizienz der Gas-Kraftwerke im Ausland investieren. KEYSTONE/Michael Buholzer

Zwar würden die eigenen Gaskraftwerke immer effizienter, aber weil sie deutlich häufiger in Betrieb genommen worden seien, sei der CO₂-Ausstoss unter dem Strich trotzdem gestiegen, betont Antje Kanngiesser.

Verkauf der Gaskraftwerke steht nicht zur Debatte

Deutlich verbessern könnte Alpiq die eigene Klimabilanz, wenn es die Gaskraftwerke verkaufen würde. Das komme für sie aber nicht in Frage, betont Alpiq-Chefin Antje Kanngiesser: «Ein Verkauf nützt dem Klima überhaupt nichts. Und wir haben den Anspruch, diese Kraftwerke verantwortungsvoll zu betreiben, indem wir immer wieder investieren, um die Effizienz zu erhöhen.»

Eine andere Möglichkeit, die Gaskraftwerke weniger klimaschädlich zu betreiben, wäre, den fossilen Brennstoff Erdgas mit grünem Wasserstoff zu ersetzen. Solcher ist heute allerdings noch sehr teuer und gar nicht in den erforderlichen Mengen auf dem Markt verfügbar. Ob sich dies rechtzeitig – sprich vor dem Jahr 2040 – ändert, ist heute offen.

Das grosse Thema bei all diesen Zielen ist, dass man eine gute Datenqualität haben muss, um auch wirklich ein sauberes Ziel bemessen zu können.
Autor: Antje Kanngiesser Chefin des Energiekonzerns Alpiq

Das Klimaziel von Alpiq – Netto-Null bis 2040 – gilt zudem nur für einen Viertel der Emissionen. Der grosse Rest, die indirekten sogenannten Scope3-Emissionen, die entlang der Lieferkette anfallen, zum Beispiel bei der Förderung von Erdgas, seien im Klimaziel nicht berücksichtigt – noch nicht.

Antje Kanngiesser betont: «Das grosse Thema bei all diesen Zielen ist, dass man eine gute Datenqualität haben muss, um auch wirklich ein sauberes Ziel bemessen zu können. Wir haben als Unternehmen sehr spät angefangen, diese Datenqualitäten aufzubereiten. Wir fühlen uns wohl bei den direkten Emissionen, an den indirekten sind wir noch dran.»

Sobald Alpiq über gute Daten zu den indirekten Emissionen verfüge, werde sich das Unternehmen auch da Ziele setzen. Das werde aber noch ein paar Jahre dauern. Allein ist Alpiq in dieser Situation nicht. Viele grosse Unternehmen sind erst daran, die CO₂-Emissionen zu beziffern, die bei ihren Zulieferern entstehen. Und bei vielen grossen Unternehmen ist der indirekte Klima-Fussabdruck deutlich grösser als der direkte.

Samstagsrundschau, 29.3.2025, 11:30 Uhr

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