2022 stiegen mit dem russischen Grossangriff auf die Ukraine die Strompreise in ungekannte Höhen. Russisches Gas war nicht mehr erwünscht in Europa, und gleichzeitig fielen mehrere französische Kernkraftwerke aus. Doch im letzten Jahr hat sich die Situation wieder beruhigt, die Preise sanken deutlich.
Entsprechend schrumpfte der Umsatz des Energiekonzerns Alpiq im Vergleich zu 2022 um 40 Prozent auf noch knapp neun Milliarden Franken. Gleichzeitig steigerte Alpiq den Gewinn aber um mehr als das dreieinhalbfache auf 1.3 Milliarden Franken.
Noch vor wenigen Jahren zerbrach Alpiq fast unter einer hohen Schuldenlast. Rekordtiefe Preise auf dem Strommarkt hatten dem Unternehmen zugesetzt. Um sich zu retten, verkaufte der Alpiq den florierenden Bereich Gebäudetechnik.
Lukrative Speicherseen in den Alpen
Nun schreibt das Unternehmen erstmals wieder einen Milliardengewinn. Dies vor allem deshalb, weil es weniger abhängig ist von der sogenannten Grundlast, von langfristigen und permanenten Stromlieferungen.
Alpiq hat sehr grosse Ambitionen, wenn es um die Nachhaltigkeit geht.
Mit flexiblen Kraftwerken wie dem Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance im Wallis kann Alpiq genau dann Strom produzieren, wenn er gebraucht wird: «Wir speisen Strom ein, wenn im Markt Energie fehlt», sagt Alpiq-Chefin Antje Kanngiesser.
«Und wir nehmen Strom aus dem Markt, wenn zu viel Energie da ist, indem Wasser in den Stausee hinaufgepumpt wird.» So werden hohe Preise für den produzierten Strom erzielt.
Kanngiesser ist überzeugt, dass dieses Geschäftsmodell – die Pumpspeicherkraftwerke übernehmen die Rolle von riesigen Batterien zum Zwischenspeichern von Strom – auch in Zukunft attraktiv bleibt. Denn die Schwankungen bei der Stromproduktion in Europa werden eher noch zunehmen.
Flexible und erneuerbare Energieproduktion
80 Prozent der Investitionen und Anlagen, die sich im Besitz oder Teilbesitz von Alpiq befinden, betreffen diesen flexiblen Bereich, wie Kanngiesser betont. Diesen werde man weiter ausbauen. Genauso werde Alpiq weiter in die erneuerbare Energieproduktion investieren.
Nicht ganz ins Bild passt dabei, dass Alpiq nach wie vor fast ein Viertel seiner Energie in Gaskombikraftwerken in Europa produziert.
Darauf angesprochen meint die Alpiq-Chefin: «Das sind alles versorgungskritische Kraftwerke an Netz-Knotenpunkten, die betrieben werden müssen. Wenn Alpiq es nicht machen würde, würde jemand anderes es tun.» Deshalb werde man diese Gaskraftwerke nicht verkaufen.
Gaskraftwerke dereinst mit Batterien ersetzen?
Auch Gaskraftwerke sind eben deshalb finanziell interessant, weil sie viel schneller als beispielsweise Kernkraftwerke auf Überschuss und Mangel auf dem Strommarkt reagieren können.
Immerhin: «Wir hoffen, dass man an diesen Netz-Knotenpunkten dereinst andere, CO₂-neutrale Speicher errichten kann, etwa grosse Batterien», so Kanngiesser. Denn Alpiq habe «sehr grosse Ambitionen, wenn es um die Nachhaltigkeit geht».
Flexibel und hochrentabel zu bleiben und gleichzeitig klimafreundlicher zu werden, das wird die künftige Herausforderung von Alpiq sein.