Worum geht es? Russlands Vize-Regierungschef Alexander Novak drohte am Montagabend dem Westen im russischen Staatsfernsehen, Russland könnte die Gaspipeline Nord Stream 1 abschalten. Momentan sehe man aber noch davon ab, denn dabei würde niemand etwas gewinnen, so Novak.
Was würde es bedeuten, wenn Nord Stream 1 gestoppt würde? SRF-Wirtschaftsredaktorin Denise Joder erklärt: «Es kommen ungefähr 12 Prozent des gesamten Gasverbrauchs der EU aus Russland.» 2020 sind laut Angaben der Nord Stream AG knapp 60 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa gelangt. Könnte dieses Gas nicht mehr bezogen werden, würde man es in erster Linie am Preis spüren.
Warum droht Russland damit, Nord Stream 1 abzuschalten? Es wirke wie eine Gegendrohung auf die Boykottdrohung von russischer Energie seitens der EU und der USA. Denn: «Europa ist beim Erdgas viel abhängiger von Russland als beim Erdöl. Es wäre viel schwieriger, auf andere Lieferanten umzusteigen», sagt Joder. Dasselbe gelte für die Schweiz.
Wenn die EU und die USA russische Energielieferungen boykottieren würden, wie stark würde das Russland treffen? Ein solcher Schritt würde Russland härter treffen als ein Lieferstopp für Gas, so Joder. Die EU arbeite daran, weitere Sanktionen zu verhängen, aber ob dazu der genannte Boykott gehören würde, sei nicht bekannt. Auch die USA überlegen sich ein solches Vorgehen. Das sagte US-Aussenminister Antony Blinken am Wochenende.
Was ist Nord Stream 1? Nord Stream 1, auch Ostsee-Pipline genannt, ist ein System von Unterwasser-Gasleitungen, die von Russland nach Deutschland verlaufen. Nord Stream 1 wurde im November 2011 in Betrieb genommen. Nord Stream 2, der zweite Strang der Unterwasser-Gasleitungen, ist noch in Bau. Die Betreiberfirma mit Sitz in Zug hat kürzlich bekannt gegeben, dass sie die Bilanzen deponieren musste.