Am Dienstag wurde bekannt, dass die Firma «Nord Stream 2 AG» mit Sitz in Zug viele Mitarbeitende entlassen muss. Sie realisiert die Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland und wurde von den Sanktionen gegen Russland stark getroffen. Im Interview mit SRF präzisiert die Zuger Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut nun: Die Firma muss Konkurs anmelden und die ganze Belegschaft von 106 Personen ist freigestellt. Gestern wurde fälschlicherweise von 140 Personen gesprochen. Angesichts der Tatsache, dass noch weitere russische Firmen ihren Sitz in Zug haben, könnte dies erst der Anfang sein. Thalmann-Gut erzählt im Interview, auf was sich der Kanton einstellt.
SRF News: Alle Mitarbeitenden der «Nord Stream 2 AG» haben ihren Job verloren. Was kann der Kanton Zug für sie tun?
Silvia Thalmann-Gut: Wir wurden heute informiert, dass dieses Unternehmen nicht weitergeführt werden kann. Es handelt sich also nicht um eine Massenentlassung, sondern das Unternehmen muss die Bilanz deponieren (Anm.: Konkurs anmelden). Die Mitarbeitenden haben die Kündigung erhalten. Wir informieren sie jetzt über ihre Rechte und Pflichten.
Hatten Sie Kontakt mit der Geschäftsleitung der Firma?
Der Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit war heute vor Ort und wurde im Detail über die Situation informiert.
Was sind das für Leute, die nun ihren Job verlieren?
Dazu werden wir detaillierte Informationen erhalten. Unsere RAV-Mitarbeitenden gehen in drei Gruppen vorbei. Zwei informieren sie auf Englisch und eine auf Deutsch. Es ist eine internationale Crew. Nebst Schweizerinnen und Schweizern hat es auch solche mit der Niederlassungsbewilligung C und B.
Gibt es einen Sozialplan?
Nein, das gibt es nicht. Das Unternehmen ist zahlungsunfähig und kann daher keinen Sozialplan sicherstellen.
Ich kann nicht ausschliessen, dass weitere Unternehmen betroffen sein werden.
Die «Nord Stream 2 AG» ist nur eine Firma mit russischer Herkunft oder russischer Beteiligung in Zug. Was ist die Situation der anderen Firmen?
Dazu arbeiten wir aktuell an einer Auslegeordnung. Wenn ein Unternehmen von diesen Sanktionen betroffen ist, wird sich dies schnell bei der Liquidität zeigen. Es hat keinen Zugang mehr zu den finanziellen Mitteln, um Löhne und Rechnungen zu bezahlen. Das Unternehmen muss Leute entlassen oder sogar Konkurs anmelden.
Gehen Sie davon aus, dass es zu einer Art Flächenbrand kommt im Kanton Zug?
Es ist schwierig, zu sagen, was die Folgen sein werden. Wir analysieren, wie genau die Zuger Unternehmen mit Russland verflochten sind. Nord Stream wurde wegen der Sanktionen aus den USA von letzter Woche zahlungsunfähig. Jene aus der Schweiz haben da noch keine Rolle gespielt. Ich kann also nicht ausschliessen, dass weitere Unternehmen betroffen sein werden.
Werden Sie dies bei den Steuereinnahmen spüren?
Es wird zweifellos Auswirkungen haben. Das sind sehr potente Firmen, die jetzt betroffen sind.
Das Gespräch führte Mirjam Breu.