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Dubai-Schokolade: Wie wird ein Produkt zum Trend?
Aus Rendez-vous vom 20.11.2024. Bild: IMAGO / Christian Grube
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Dubai-Schoggi im Trend Künstlich knapp – Darum dreht der Hype um Dubai-Schoggi weiter

Der Hype um die Dubai-Schokolade geht an Online-Auktionen weiter – voraussichtlich bis Weihnachten.

Was ist drin in der Dubai-Schokolade? Die Schokolade ist gefüllt mit Pistaziencreme. Weitere Zutaten sind gemahlene, geröstete Sesamkörner sowie Kadayif: süsse Teigfäden, bekannt von türkischen Desserts wie Künefe, auch Engelshaar genannt.

Wer hat sie erfunden? Als Erfinderin gilt die britisch-ägyptische Unternehmerin Sarah Hamouda. Sie ist Gründerin von «Fix Dessert Chocolatier» in Dubai. Während ihrer Schwangerschaft vor rund drei Jahren hat sie nach einem Rezept gesucht, um ihren Heisshunger zu stillen.

Wie kam es zum Hype? Food-Influencerin Maria Vehera hat die Schokolade bekannt gemacht. Ihr Video wurde fast 100 Millionen Mal geklickt. Andere Bloggerinnen sprangen auf den Trend an, Konsumenten inszenieren sich beim Essen. Mitverantwortlich am Hype sind die Algorithmen von Tiktok. Sie sind speziell gut darin, zu erkennen, was Nutzerinnen und Nutzer mögen. Darum verbreiten sich die Videos schnell – auch ohne spezielle Empfehlungen von Freunden und unabhängig von Likes anderer.

Welche Produzenten sind auf den Hype aufgesprungen? Vor allem kleinere Hersteller wie Aeschbach Chocolatier oder Casa Nobile in Bern produzieren Variationen. Lindt ist als grosser Hersteller auf den Hype aufgesprungen und verkaufte die Schokolade limitiert in Deutschland und auch in der Schweiz (500 Stück, zum Preis von 14.95 Franken). Zwar mag die Produktion aufwändig sein, doch Marketingexperten sehen in der limitierten Stückzahl eine gezielte Marketingstrategie: künstliche Verknappung.

Eine Tafel Schokolade mit grüner Füllung
Legende: Pistaziencreme, süsse Teigfäden und Sesamkörner sind typische Zutaten für die Dubai-Schokolade, hier vom Hersteller Kiki Kitchen Keystone/Sascha Teilen

Künstliche Verknappung: Auch andere Firmen nutzen diesen Trick

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Luxustaschen und Uhren sind klassische Beispiele für künstliche Verknappungen. Ein Paradebeispiel sind auch Swatch-Uhren aus Plastik, in limitierter Auflage. Auch der Süssigkeitenhersteller Ferrero arbeitet mit künstlicher Verknappung – Produkte wie die Überraschungseier und «Mon Cheri» machen jeweils Sommerpause.

Was ist künstliche Verknappung? Produkte werden nur in limitierter Auflage produziert oder vertrieben. Es geht um Exklusivität. Die Limitation ist also eine bewusste Wahl und ist nicht von Natur aus gegeben (zum Beispiel wie bei einem Hotel, das nur eine bestimmte Anzahl Zimmer vermieten kann).

Warum springen wir Konsumentinnen an auf Exklusives? Das hat mit diversen psychologische Effekten zu tun. «Fear of missing out», also die Angst, etwas zu verpassen, spiele eine Rolle, sagt Marketingexpertin Cécile Zachlod, Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Zudem: Je seltener und begehrter ein Produkt, desto eher möchten wir es haben und sind darum auch bereit, extra viel zu bezahlen. Auch möchte man sich mit Exklusivität von anderen abheben.

Social-Media-Hypes auch bei anderen Produkten

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Im Sommer gab es auf Social Media plötzlich einen Gurken-Hype. Der Kanadier Logan Moffitt ass jeden Tag eine Gurke und stellte passende Rezepte dazu auf die Plattformen. Ihm folgen auf Tiktok bald Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Der Hype führte in Island zum Ausverkauf von Gurken. Auch Schweizer Detailhändler spürten eine Zunahme der Gurkenverkäufe. Der Hype flachte aber ab, denn Firmen sind nicht auf Gurkenprodukte aufgesprungen und stützen den Hype nicht mit Marketingmassnahmen.

Wird der Hype anhalten? Derzeit dreht der Hype an Wiederverkaufsplattformen weiter. Die Preise sind hoch, wegen der Exklusivität der Schoggi. Der Schoggi-Hype passt gut in die Weihnachtszeit. Einerseits, weil es um Schokolade geht, aber auch um eine hochwertige, kleine Exklusivität, die sich gut als Geschenk eignet. Bis zu den Festtagen rechnen Experten darum mit einer hohen Nachfrage.

Übersteht die Dubai-Schokolade das Januar-Loch? Möglicherweise wird der Hype abflachen. Aber sofern die Konsumentinnen und Konsumenten das Produkt mögen (und nicht nur seine Exklusivität), wird es wohl weiter produziert. Experten gehen davon aus, dass die Hersteller bei der Positionierung als teure Schokolade bleiben. Daraus plötzlich ein Massenprodukt zu machen, wäre nicht kongruent mit der nun eingeschlagenen Strategie.

Rendez-vous, 20.11.2024, 12:30 Uhr, stal ; 

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