- Die Unternehmen in der Schweiz rechnen nicht damit, dass die Löhne bald deutlich steigen.
- Laut einer Lohnumfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF dürfte es in den nächsten zwölf Monaten inflationsbereinigt, wenn überhaupt, eine Nullrunde geben.
- Konkret gehen die Firmen im Laufe des nächsten Jahres von einem durchschnittlichen Lohnanstieg von zwei Prozent aus.
Zeitgleich erwarten die befragten Betriebe eine Inflation von über zwei Prozent. Folglich dürften die Reallöhne nicht steigen oder sogar fallen. Damit hätten sich die Lohnerwartungen gegenüber den früheren Befragungen leicht abgeschwächt.
Auffällig sei, dass stärker binnenorientierte Branchen etwas höhere Lohnzuwächse erwarteten als exportorientierte Firmen. So gehen etwa die Betriebe aus dem Gastgewerbe davon aus, dass die Löhne in der Branche im Schnitt um 3.8 Prozent steigen. Damit sei das Gastgewerbe die einzige Branche, die in den nächsten zwölf Monaten nicht nur nominal, sondern auch real ein Anstieg der Löhne erwarte.
Es braucht eigentlich Lohnerhöhungen von fünf Prozent.
Düsterer sehe es derweil in der Industrie und im Grosshandel aus. Dort würden die erwarteten Lohnerhöhungen laut KOF vergleichsweise tief ausfallen. Für das nächste Jahr erwarte etwa das verarbeitende Gewerbe einen Anstieg von 1.5 Prozent und der Grosshandel von 1.6 Prozent. Sollte es also zur erwarteten Inflation von 2 Prozent kommen, würden die Saläre in diesen Sektoren real fallen.
Heisser Lohnherbst steht wohl bevor
Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes ortet gegenüber SRF bei den Löhnen einen Nachholbedarf. «Die Firmen haben über drei Jahre lang die Preise erhöht, die Löhne sind nicht gestiegen mit den Preisen. Wir haben einen Lohnrückstand von bereits 2000 Franken pro Arbeitnehmenden in der Schweiz. Es braucht eigentlich Lohnerhöhungen von fünf Prozent.»
Anders sieht man das beim Schweizerischen Arbeitgeberverband. Dessen Chefökonom, Simon Wey, erklärt gegenüber SRF: «Die letzten beiden Jahre, also 2021 und 2022, waren nicht so rosig, wie es oft dargestellt wurde.»
Die Margen geben es bisher noch nicht her, um die Löhne so substanziell ansteigen zu lassen, wie das die Gewerkschaften gerne hätten
Die Coronapandemie und der Ukrainekrieg hätten die Unternehmen stark getroffen. «Die Margen geben es bisher noch nicht her, um die Löhne so substanziell ansteigen zu lassen, wie das die Gewerkschaften gerne hätten.»