Die USA sind das wichtigste Exportland für die Schweiz. Entsprechend gespannt blicken Unternehmer wie Adrian Steiner, Geschäftsführer von Thermoplan, der neuen US-Präsidentschaft unter Donald Trump entgegen. Der Kaffeemaschinenhersteller aus Weggis erzielt ein Drittel des Gesamtumsatzes in Nordamerika.
20 Prozent Zoll auf alle Importgüter, wie Trump im Wahlkampf ankündigte, plus ein starker Schweizer Franken: Da stellt sich die Frage, ob es eine Option wäre, einen Teil der Produktion in die USA zu verlegen. Natürlich stelle er solche Überlegungen an, sagt Steiner. Doch das wäre eine riesige Herausforderung, denn es gehe ja nicht nur um das Zusammensetzen und die Montage einer Kaffeemaschine, sondern auch um die Zulieferkette: «Heute beschaffen wir 82 Prozent unserer Komponenten in der Schweiz, weil wir hier die Zulieferpartner finden, die die Präzision und Qualität herstellen können, die wir verlangen.»
Grundsätzlich ist die Handelspolitik gemäss amerikanischer Verfassung beim Kongress angesiedelt.
Ob Donald Trump tatsächlich die Zölle um 20 Prozent heraufsetzen wird, müsse sich weisen, sagt Rahul Sagal, Geschäftsführer der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer. Er weist darauf hin, dass Trump in seiner ersten Amtszeit die Zölle vor allem bei bestimmten Produkten angehoben habe: Bei Stahl und Aluminium begründete er es mit der nationalen Sicherheit, bei Solarzellen oder Waschmaschinen mit unfairen Handelspraktiken.
«Grundsätzlich ist die Handelspolitik gemäss amerikanischer Verfassung beim Kongress angesiedelt», betont Sagal. Heisst: Donald Trump entscheidet nicht alleine. Zudem stelle sich die Frage, sagt Sagal, ob es wirklich im Interesse des neuen Präsidenten sein könne, alle Zölle zu erhöhen. Denn das würde die Inflation antreiben.
Die USA sind ein signifikanter Markt für uns.
Auch Georges Kern, Geschäftsführer und Mitinhaber der Uhrenfirma Breitling, blickt gespannt auf die Entwicklung in den USA: Breitling macht ein Viertel des Umsatzes in den USA (30 Prozent in Europa, sechs Prozent in China, der Rest in Asien). Der US-Markt sei stark wachsend für die Schweizer Uhrenindustrie: Insgesamt exportiere sie Uhren im Wert von vier bis fünf Milliarden Franken in die USA, – von insgesamt 25 Milliarden Franken. «Die USA sind ein signifikanter Markt für uns», so Kern.
Kaum Uhrmacher in den USA
Doch auch die Uhrenindustrie kann ihre Produktion nicht einfach woanders hin verlagern – einmal davon abgesehen, dass sie dann das Prädikat «Swiss Made» verlieren würde. Es mangle nicht nur an Zulieferern, sondern auch an Arbeitskräften: Anders als bei Automobilarbeitern, die für Fliessbandarbeit leicht angelernt werden könnten, sei es in der Uhrenindustrie komplizierter: «Eine Automatikuhr hat 350 Bestandteile, ein Chronograph über 400», sagt Kern. «Aber das grösste Problem ist: Es gibt in den USA keine Uhrmacher.» Es habe nicht einmal genug Uhrmacher, um den Service nach dem Verkauf einer Uhr zu gewährleisten. «Die Schweizer Uhrenindustrie hat in den letzten Jahren angefangen, Uhrmacherschulen aufzubauen.»
Ein Freihandelsabkommen mit den USA wäre sehr erstrebenswert.
Ein Freihandelsabkommen mit den USA würde viele Probleme lösen, sind sich die Eco-Talk-Gäste einig. «Ein Freihandelsabkommen mit den USA wäre sehr erstrebenswert», sagt Adrian Steiner. Gerade weil die USA der grösste Einzelhandelspartner der Schweiz seien, mache ein Freihandelsabkommen auch politisch Sinn, findet Kern. Nicht zuletzt, um die Position der Schweiz gegenüber der Europäischen Union zu stärken. Doch bis dahin wird auf jeden Fall viel Zeit verstreichen.