Profitieren die Kantonalbanken vom CS-Aus? Gemäss einer Untersuchung der Hochschule Luzern sind in der Zeit zwischen der Zuspitzung der CS-Krise und dem Zusammenschluss mit der UBS Kundengelder in der Höhe von 60 Milliarden Franken von den Grossbanken abgeflossen. Deutlich mehr als die Hälfte davon zu den Kantonalbanken. Die Kantonalbanken hätten den Vorteil, dass sie dank Staatsgarantien «wie ein sicherer Hafen» wirken, sagt der Luzerner Bank-Experte Simon Amrein. 21 der 24 Kantonalbanken haben eine explizite Staatsgarantie.
Was sagen die Kantonalbank-Chefs dazu? Urs Baumann, Chef der Zürcher und somit der grössten Kantonalbank, bestätigt zwar, dass seine Bank «vermehrt Kunden der CS» gewonnen habe. Allerdings habe es in den vergangenen zwei Jahren ohnehin eine «Bewegung zu sicheren Häfen» gegeben. «Im Allgemeinen wird der CS-Effekt, vor allem wenn wir unser Institut anschauen, überschätzt.» Christoph Bugnon, Chef der Urner und somit der kleinsten Kantonalbank, sagt: «Wir haben nicht wahnsinnig profitiert». Der Grund: Die Credit Suisse sei in seinem Kanton mit einer Filiale nicht sehr stark gewesen.
Welche Kundinnen und Kunden wechseln? Für Kundschaft mit zweistelligem Millionenvermögen sind Kantonalbanken nach Ansicht von Banken-Professor Maurice Pedergnana nicht die erste Anlaufstelle. «Diese wechseln nicht unbedingt zu einer kleinen Schweizer Bank, sie fühlen sich bei einer grossen, globalen Bank wohl.» Zum Beispiel bei J.P. Morgan oder Goldman Sachs. Kantonalbanken seien aber auch selektiver geworden in der Annahme neuer Kunden. «Man will nicht aufgrund einer kleinen Verbesserung auf der Zinsseite Kundengelder annehmen, die vielleicht in sechs oder zwölf Monaten wieder abfliessen.»
Sind Unternehmen nun der UBS als einzige Grossbank ausgeliefert? Genau das hatte der Industrieverband Swissmem nach dem CS-Aus befürchtet. Für viele Firmen ist die Exportfinanzierung eine eminent wichtige Dienstleistung, und diese erhalten sie vornehmlich von grösseren Banken. Nun, ein Jahr später, sagt Swissmem-Präsident Martin Hirzel, Kantonalbanken sprängen da und dort in die Lücke. Und: «Tatsächlich spüren wir grosses Interesse beispielsweise von deutschen Banken, auf dem Schweizer Markt mehr Fuss zu fassen.»
Profitieren auch die Kunden vom Erfolg der Kantonalbanken? Sparerinnen und Sparer kämen deutlich zu kurz, sagt Konsumentenschützerin Sara Stalder. Den Kantonalbanken geht es prächtig – nicht wegen des CS-Endes, sondern dank des lukrativen Zinsgeschäfts. 2.3 Milliarden Franken Gewinn haben die 24 Kantonalbanken 2023 erwirtschaftet, ein Viertel mehr als im Vorjahr. «Die Sparerinnen und Sparer haben einerseits zu wenig Zinsen bekommen, andererseits müssen sie weiterhin Gebühren bezahlen», sagt Sara Stalder. Gebühren, die während der Tiefzinsphase fantasievoll eingeführt, aber nicht mehr abgebaut worden seien.