«Es war ein unglaublicher Entscheid, es war ein Schock. Das hat es so noch nie gegeben», erinnert sich Berno Stoffel, Direktor des Verbands Seilbahnen Schweiz, an den Tag, an dem es hiess, die Seilbahnen müssten die Personenbeförderung einstellen.
«Pistenfahrzeuge waren unterwegs und plötzlich musste man sagen: Brecht die Übung ab. Die Saison ist vorbei!» Diesen Moment werde er wahrscheinlich sein ganzes Leben nicht vergessen.
Danach folgten mehrere ungewisse Monate, für mehrere Wochen stand die Schweiz still – so auch die Bergbahnen. Diese kamen in der Wintersaison 2019/20 mit einem blauen Auge davon, denn sie war bereits fast beendet.
Einzig das Ostergeschäft fiel dem Coronavirus zum Opfer. Die Hoffnungen richteten sich in der Folge auf den Sommer. Auslandsreisen waren wegen Reisebeschränkungen und Sorgen vor dem Virus bei vielen Schweizerinnen und Schweizer kein Thema.
Schwacher Sommer trotz mehr Schweizer Gästen
So blieb ein Teil der Schweizer Bevölkerung gezwungenermassen im Land. Eine Luftveränderung war für viele dennoch angesagt. «Jene aus dem Mittelland oder der Stadt gingen in die Berge. Es gab sehr viele Bewegungen Ost-West und West-Ost. Es gab wohl noch selten so viele Französischsprachige in Appenzell und so viele Deutschsprachige in Montreux», sagt Stoffel. Die ausländischen Touristen konnten sie dennoch nicht ersetzen.
Es gab wohl noch selten so viele Französischsprachige in Appenzell und so viele Deutschsprachige in Montreux.
Zwar gab es durchaus einige Destinationen, die im Sommer ein gutes Geschäft machten. Der Kanton Graubünden verzeichnete beispielsweise rund 15 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr.
Bahnen, die auf internationale Touristen ausgerichtet waren, vermissten diese aber schmerzlich. Das Berner Oberland und die Zentralschweiz hatten jeweils nur etwa halb so viele Gäste wie im Jahr zuvor. Insgesamt verringerte sich über die ganze Schweiz gesehen die Anzahl der Gäste um 28.5 Prozent.
Im Winter war Flexibilität gefragt
Der Ausblick auf die Wintersaison 2020/21 war erneut ungewiss. Können die Skigebiete öffnen? Wenn ja, wie sehen allfällige Kapazitätsbeschränkungen aus? Schlussendlich entschied sich der Bundesrat im Dezember für eine Kapazitätsbeschränkung in Seilbahnen auf zwei Drittel der Passagiere. Die Seilbahnen konnten aufatmen.
Die Situation blieb volatil. Darauf mussten sich die Bahnen einstellen, erklärt Stoffel: «Man hat gelernt, extrem flexibel zu sein und nicht zu wissen, was morgen kommt.»
Auch in der Kommunikation mit Gästen mussten sich die Seilbahnen verbessern. In der laufenden Wintersaison sieht es für die Seilbahnbetriebe nach einem Minus von rund 30 Prozent aus. Man sei aber froh, dass man die Anlagen, im Gegensatz zu anderen Ländern, überhaupt habe laufen lassen können, sagt Stoffel.