CO₂ zu kompensieren sei eine billige Variante, sagt Umwelttechniker Jürg Rohrer: «In vielen Fällen dient sie dazu, dass man so weiterfahren kann, wie bisher», so der Professor für «Ecological Engineering» an der ZHAW. Das sei auch deshalb schlecht, weil es einige Fälle gebe, in denen CO₂-Kompensation nicht oder nur teilweise so viel gewirkt habe, wie man angenommen habe.
Zuerst reduzieren, dann kompensieren.
CO₂-Zertifikate gerieten in Kritik, weil sich bei einigen Projekten zeigte, dass Einsparungen geringer waren als versprochen oder doppelt gezählt wurden. Für Umwelttechniker Rohrer ist deshalb klar: «CO₂ kompensieren sollen Firmen erst, wenn sie zuerst selbst im Betrieb CO₂ vermieden oder reduziert haben.» In der Branche, die Kompensations-Zertifikate vermittle, sei das langsam angekommen. «Weil sie als Branche mehr oder weniger ein schlechtes Image bekommen hat.»
Fossile Energie ersetzen
Massnahmen zum Klimaschutz haben schon viele Unternehmen ergriffen – vor allem, wenn es darum geht, im eigenen Unternehmen die Emissionen zu reduzieren oder bei der Energiezufuhr CO₂ zu sparen. Letzteres ist ein beliebtes Handlungsfeld. Beispielsweise auch bei The Tschuggen Collection. Die Hotel-Gruppe will bis Ende 2025 alle fossilen Energieträger ersetzen – mit Luft-Wärmepumpen, oder mit der Nutzung von See- und Grundwasser.
Im Hotel in Arosa hat die Gruppe zum ökologischeren Wärmen und Kühlen der Zimmer einen Eisspeicher im Keller eingebaut. Dafür wird dem Abwasser des Hotels und benachbarter Gebäude Wärme entzogen und im Eisspeicher gelagert. Wie viel CO₂ die Hotelkette mit der Umstellung weg von fossilen Energieträgern einspart, will sie nicht sagen. Weitere Massnahmen seien geplant, sagt Co-Geschäftsführer Christian Klein. Was an Emissionen nicht vermieden oder reduziert werde, werde kompensiert. Auch würden die Gäste darauf aufmerksam gemacht, möglichst im ÖV anzureisen. Aber bevormunden könne man die Gäste nicht, so Klein. Genau hier müsste man aber ansetzen, sagt Umwelttechniker Rohrer.
Sigg machts mit Recycling-Alu
Die Firma Sigg produziert in Frauenfeld Mehrwegflaschen. Diese seien ein Beitrag zum Klimaschutz, sagt Marketing-Chef René ab Egg. Die Flaschen, mehrheitlich aus Aluminium, sind aber energieintensiv in der Produktion und Beschaffung.
Das Unternehmen stellt deshalb nur noch Flaschen aus Recycling-Alu her. «Das Recyclingmaterial verursacht über 40 Prozent weniger CO₂-Ausstoss als das Material, das wir früher verwendet haben. Im Klartext heisst das, dass wir über 500 Tonnen CO₂ im Jahr einsparen.» Hatte eine Flasche mit neuem Alu früher einen Ausstoss von 1.5 Kilo CO₂ im Schnitt, liegt er heute mit Recycling-Material bei 900 Gramm.
Das reziklierte Material stamme aus Europa und man habe sichergestellt, dass es immer verfügbar sei. Zwar sei man damit noch lange nicht am Ende der Reduktion und es werde immer noch kompensiert. «Aber wir haben noch einen langen Massnahmenplan, wie wir den CO₂-Ausstoss weiter reduzieren wollen», so ab Egg. Etwa mit emissionsärmeren neuen Maschinen oder der Umstellung auf mehr Ökostrom. Ab Herbst sollen auch bei Edelstahlflaschen, die bei Sigg-Mutter in China hergestellt werden, auf Recycling-Rohstoff umgestellt werden.