Seit heute ist das Arbeiten in den eigenen vier Wänden (erneut) kein Muss mehr. Bleiben wird das Homeoffice aber auch in Zukunft – zumindest teilweise. Obwohl die Arbeit zuhause in den letzten zwei Jahren zur Normalität wurde, fällt sie vielen Menschen nicht leicht.
Die Führung werde verstärkt zur Emotions-Arbeit
Wer sich im eigenen Umfeld umhört, stellt fest, wie unterschiedlich die Bedürfnisse und Wünsche beim Thema Homeoffice sind. Die einen würden am liebsten keinen Fuss mehr vor die Tür setzen, anderen fällt die eigene Decke bereits nach einem halben Arbeitstag auf den Kopf.
Nicht selten stellt sich im Homeoffice ein Gefühl der Isolation ein. Neben den äusseren Umständen sei auch die Persönlichkeit eine entscheidende Komponente dafür, wie wohl wir uns im Homeoffice fühlen, sagt Leadership-Professorin Heike Bruch: «Insbesondere die Abgrenzungsfähigkeit spielt eine immense Rolle.»
Die Abgrenzungsfähigkeit spielt eine immense Rolle.
Die Abgrenzungsfähigkeit erlaubt es, Berufliches und Privates zu trennen. Vom fokussierten Arbeiten zum Genuss der Freiheit innert Minuten. Nicht allen gelinge dies gleich gut, meint Bruch. «Das Homeoffice führt bei einigen Personen dazu, dass Berufliches und Privates so ineinander fliesst, dass sie Mühe haben mit ihren Rollen und überfordert sein können.»
Führungskräfte seien nicht selten mitschuldig für das Problem. Ziele, Prioritäten und Erwartungen müssen viel expliziter definiert und geklärt werden. «Sodass sich die Mitarbeitenden besser abgrenzen können.»
Wenn Führungskräfte nur leistungsorientiert führen und die Mitarbeitenden zusätzlich viel im Homeoffice sind, dann ist das wie ein Burnout-Booster.
Zudem werde die Führung verstärkt zur Emotions-Arbeit. So sei neben Inspiration, Wertschätzung und dem Aufrechterhalten der Arbeits-Begeisterung wichtig, dass man den Mitarbeitenden zeigt: «Ich bin für dich da.»
Denn sollte sich die Führung ausschliesslich an der Leistung orientieren und die Mitarbeitenden zusätzlich viel im Homeoffice arbeiten müssen, dann wirke das wie ein Burnout-Booster, sagt Bruch.
Einteilung mit Köpfchen
Das Ende der Homeoffice-Plicht dürfte also einige freuen. Ganz darauf verzichten möchten aber die wenigsten. Eine Umfrage von SRF zeigt, dass bei vielen der Wunsch nach zwei oder drei Tagen Heim-Büro pro Woche vorhanden ist.
Der Personalführungs-Experte Matthias Mölleney hält ein hybrides Homeoffice-Modell für eine gute Sache. Aber damit es seine volle Wirkung entfalten könne, müsse die Arbeit zuhause angemessen geplant werden.
Im Homeoffice ändere sich nicht nur der Arbeitsort. Auch die Arbeitsweise sei eine andere. «Wenn ich zwei von fünf Tagen im Homeoffice arbeite, dann ist es wichtig, dass ich mir überlege, wann ich was tun muss.» So liesse sich ein Bericht zuhause vielleicht besser schreiben als vor Ort. Hingegen funktioniere eine Projektarbeit – bei der auch der Austausch mit anderen Projektmitarbeitenden zentral ist – am Arbeitsplatz besser.