Das Paket-Verteilzentrum der schweizerischen Post im waadtländischen Daillens ist gigantisch, rund 13 Fussballfelder gross. Hier testen zurzeit sechs Mitarbeiter der Post verschiedene Exoskelette. Schweizweit machen 50 Post-Angestellte beim Versuch mit.
Je nach Tätigkeit sind die Exoskelette verschieden: Die einen haben elastische Bänder, über den Rücken runter auf die Oberschenkel, und verteilen so das Gewicht auf den ganzen Körper. Jene für Arbeiten oberhalb des Kopfes besitzen eine Art Stossdämpfer, vertikal dem Rücken entlang, welche die Arme unterstützen.
Ein Hauch Hollywood
Ratko Malesevic ist der Gruppenchef der Versuchstruppe. Er sagt: «Alle sind sehr zufrieden. Wir brauchen die Exoskelette wirklich. Unsere Arbeit ist hart, schwierig, wir tragen, stossen, ziehen, den ganzen Tag. Man muss Rücken, Beine und Arme entlasten.»
Wenn man so wolle, fühle er sich tatsächlich wie Tom Cruise in «Edge of Tomorrow»: «Heute Morgen haben wir der Geschäftsleitung die Exoskelette vorgestellt. Eine Managerin hat es selbst versucht und war überrascht. Wenn alle zufrieden sind, wird die Direktion der Post sicher etwas für uns tun.»
Die Exoskelette sind vor allem für Mitarbeitende gedacht, die sich mit Sperrgut herumschlagen, Pakete, die bis zu 30 Kilogramm schwer sind und wegen ihrer sperrigen Form nicht maschinell verarbeitet werden können. Sie werden von Hand codiert und danach in den richtigen Container gestellt.
Die Arbeit sei physisch anstrengend, sagt auch Damien Autian: «Es hilft gewaltig. Vor allem bei sehr schweren Paketen. Jetzt mag ich nach Arbeitsschluss noch anderen Aktivitäten wie Sport nachgehen, so wie früher. Ich bin am Ende des Tages deutlich weniger müde.»
Erleichterung im Arbeitsalltag
Ein Exoskelett verringert die Last um bis zu 30 Prozent. Das bedeutet: Die 10’000 Kilogramm, die Post-Mitarbeitende täglich von Hand verschieben, fühlen sich nur noch wie 7000 Kilogramm an. Resultat: Weniger Rückenschmerzen, weniger Physiotherapie.
Ich hoffe einfach, dass wir jene Exoskelette kriegen, die uns helfen. Weil wir in Zukunft sicher immer mehr bewältigen müssen.
Ein dritter Mitarbeiter in einem Exoskelett, Sacha Poisbeau, sieht das Ziel denn auch im Verhindern von Verletzungen: «Der Arbeitsalltag wird etwas einfacher. Der Nachteil ist, dass die Exoskelette unhandlich sind. Und man braucht Zeit, sie richtig anzuziehen. Aber wir testen nun, und dann macht die Post hoffentlich das Beste daraus.»
Haben die Mitarbeiter keine Angst, dass ihr Arbeitgeber mehr Leistung verlangen wird, wenn er Geld in Exoskelette steckt? Je nach Modell kosten die Hilfsapparate zwischen 600 und 6000 Franken. Wie viel die Post investieren wird, ist noch offen, aber trotzdem findet Poisbeau die Frage berechtigt: «Ich glaube schon, dass das geschehen wird. Wir werden sehen. Ich hoffe einfach, dass wir jene Exoskelette kriegen, die uns helfen. Weil wir in Zukunft sicher immer mehr bewältigen müssen.»
Samuel Taschner, Projektleiter für die Exoskelette bei der Post, verneint, dass man die Hilfsmittel missbrauche, um Mitarbeitenden noch schwerere Pakete in die Arme zu drücken. «Die Idee ist nicht, die Produktivität zu erhöhen oder Geld zu sparen. Es geht darum, dass die Mitarbeitenden fitter unterwegs sind und weniger müde werden.»
Zudem seien Exoskelette lediglich ein Hilfsmittel. Die Post investiere weiterhin in die Automation der Paketverteilung, wo immer das möglich sei, sagt Taschner, der bei der Post auch für die Arbeitssicherheit verantwortlich ist. «Es ist nicht das Ziel, dass alle ein Exoskelett tragen. Sie werden bei Tätigkeiten eingebunden, wo es sie wirklich braucht.»