Roboter Anymal dreht zuverlässig seine Runden und kontrolliert, ob im Unterwerk des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ) alles im grünen Bereich ist. Er inspiziert dort, wo es für Menschen gefährlich sein kann – inmitten von Stromtransformatoren und Isolatoren. Der vierbeinige, hundeähnliche Roboter bewegt sich völlig autonom im Gelände.
Geschaffen wurde Anymal vom Zürcher Start-up Anybotics. Das ETH-Spin-off wächst rasant und zählt 130 Angestellte. Diesen Frühling konnte man Investorengelder von 50 Millionen Franken auftreiben.
«Unsere Vision ist es, die Mitarbeiter der Zukunft, robotische Mitarbeiter zu bauen, die grosse industrielle Anlagen inspizieren und die Menschen vor Ort unterstützen können», sagt Péter Fankhauser, Geschäftsführer und Mitgründer von Anybotics.
Anybotics will keine Kriegsroboter
Roboter-Einsätze in gefährlichen oder entlegenen Gebieten ergeben Sinn. Doch wie kann Anybotics sicherstellen, dass ihre Roboter nicht für kriegerische Zwecke verwendet werden? Der Gebrauch von leistungsfähigen, autonomen Waffensystemen ist in der modernen Kriegsführung Alltag geworden.
«Wir sind strikt dagegen und machen keine Einsätze in militärischen und bewaffneten Konfliktsituationen», sagt Péter Fankhauser.
«Wir versprechen, dass wir unsere hochmodernen Allzweckroboter oder die von uns entwickelte Software nicht als Waffe einsetzen werden – und wir werden auch andere nicht dabei unterstützen, dies zu tun», heisst es zudem in einem Statement auf der Firmen-Website.
Wir versprechen, dass wir unsere hochmodernen Allzweckroboter nicht als Waffe einsetzen werden.
Fankhauser sagt, Anybotics kenne seine Kunden sehr gut und tracke die Roboter. «Wir könnten diese notfalls auch abschalten.»
Die Verantwortung der ETH
Die Schweiz gilt in der Entwicklung der Robotik und künstlicher Intelligenz als weltweit führend und wird auch als Silicon Valley der Robotik bezeichnet. Verantwortlich dafür ist die Forschung an den Hochschulen ETH Zürich und der EPFL Lausanne.
Dass die Technologie für kriegerische Zwecke eingesetzt wird, könne man grundsätzlich nicht verhindern, sagt Roland Siegwart, Leiter des Autonomous Systems Lab der ETH Zürich. Die Forschungsresultate würden publiziert, sind also öffentlich zugänglich.
Es sei bei aller Technologie ähnlich, so Siegwart: «Sie kann zum Guten oder zum Schlechten eingesetzt werden.» Doch er betont, dass die Start-ups, die aus der ETH hervorgingen, zum Teil starke ethische Codes hätten. Der Beitrag der Forschung sei es, intensiv über ethische Fragen zu diskutieren.
Schweizer Roboter-Know-how ist gefragt
Ab 2024 wird das AI-Institut des Robotik-Unternehmens Boston Dynamics in der Schweiz Arbeitsplätze aufbauen. Das Unternehmen forschte und entwickelte zu Beginn für das US-Militär. Vor zwei Jahren wurde es von Hyundai übernommen.
Was bedeutet die Präsenz des Unternehmens in der Schweiz? Bei der ETH zeigt man sich begeistert. «Es belebt das Ökosystem in Zürich», so Roland Siegwart. Schon Firmen wie Microsoft, Google, Nvidia und Apple, die ebenfalls in Zürich präsent sind, forschen mit der ETH.
Doch wer profitiert wirklich? KI-Experte und Unternehmer Pascal Kaufmann sagt, bisher hätten ausländische Firmen mehr profitiert als die Schweiz – das Know-how sei einseitig geflossen.
Doch in der Robotik und mit Boston Dynamics könne dies ändern, so Kaufmann: «Wir sind uns bewusst, dass unser Know-how sehr wertvoll ist. Und ich denke, wir werden clever genug sein, dass wir das für uns nutzen können.»