Die Schweizer Exportwirtschaft hat sich im Juni zwar deutlich vom Corona-Schock erholt, verdaut hat sie diesen aber noch lange nicht. Die aktuellen Werte sind Milliarden Franken von den Exportzahlen vor der Coronakrise entfernt.
Im Juni verkauften Schweizer Unternehmen Waren für rund 17.5 Milliarden Franken ins Ausland. Vor dieser Zeit setzten sie zum Teil pro Monat Waren für mehr als 20 Milliarden Franken ab.
Uhrenindustrie leidet extrem
Obwohl die Exporte im Juni höher ausfielen als im Mai, bleibt die Situation für viele Unternehmen schwierig, etwa in der Uhren- und Schmuckindustrie. Die Nachfrage nach Uhren und Bijouterie war zwar im Juni höher, aber nicht einmal annähernd auf dem Niveau des Vorjahrs.
Von April bis Juni sind die Exporte um über 70 Prozent eingebrochen. Mit einer Erholung rechnen Analysten erst im Laufe der zweiten Jahreshälfte. Das setzt aber voraus, dass die für die Uhrenindustrie entscheidenden Märkte nicht von einer zweiten Corona-Infektionswelle erfasst werden.
Viele Auftragsbücher sind erst jetzt leer
Sorgen machen sich Ökonomen ausserdem um die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Viele Firmen in diesem Bereich hatten bisher noch einigermassen volle Auftragsbücher. Dies aber vor allem mit Aufträgen, die vor dem Lockdown hereingekommen waren. Die Folgen der Pandemie werden sich bei diesen Unternehmen erst in den kommenden Monaten richtig auswirken.
Sich nun für die Zukunft richtig aufzustellen, ist gar nicht so einfach. In jedem Land ist die gesundheitliche und wirtschaftliche Situation anders. Sie kann sich zudem jederzeit ändern. Export-Unternehmen, die nicht nur von einem einzigen Absatzmarkt abhängig sind, dürften aber auf jeden Fall einen Vorteil haben.
Gift für den Export sind dabei nicht nur die Unsicherheiten im Zusammenhang mit Corona, sondern auch die sich zuspitzenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Die USA haben aktuell erneut mehrere chinesische Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt. Ohne Zustimmung der US-Regierung können sie keine Teile von amerikanischen Firmen mehr beziehen.
Corona-Schock noch lange nicht verdaut
Obwohl im Exportgeschäft alles andere als Normalität eingekehrt ist und die Unsicherheiten gross sind, so sind die Juni-Zahlen doch ein Lichtblick – nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern vielmehr für die Schweiz als Land.
Die Exportindustrie macht rund 50 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung aus und beschäftigt viele Menschen. Leiden Export-Unternehmen, drohen Stellenverluste. Und das drückt letztlich über den geringeren Konsum und weniger Investitionen auf die gesamte Wirtschaft.