Wer steht vor Gericht? Angeklagt sind insgesamt sieben Personen. Die zwei Hauptangeklagten sind Pierin Vincenz, ehemaliger Chef von Raiffeisen, und Beat Stocker, langjähriger Berater der Bank und auch Chef der Firma Aduno, welche Dienstleistungen im Bereich von Kreditkarten anbietet.
Wie lautet der Vorwurf? Den beiden Hauptangeklagten werden mehrere Delikte vorgeworfen. Veruntreuung, gewerbsmässiger Betrug, Urkundenfälschung, Betrug durch Täuschung, Anstiftung zu Veruntreuung. Die Kombination führt zu einem hohen geforderten Strafmass. Bei den weiteren fünf Angeklagten geht es um Gehilfenschaft.
Wie stehen die Angeklagten zueinander in Verbindung? Es geht bei der Anklage um mehrere Firmenübernahmen durch Raiffeisen oder Aduno. Sechs der sieben Angeklagten waren in diese Geschäfte involviert. Es sind die Gesellschaften Commtrain, Investnet, Eurokaution, Geneve Credit & Leasing und der angedachte Verkauf des Fussballstadions in Thun. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft wurde bei diesen Transaktionen betrogen. Hinzu kommen die Vorwürfe zu den privaten Spesen, die aus Sicht der Anklage von den beiden Hauptangeklagten unrechtmässig abgerechnet worden sind.
Was ist das geforderte Strafmass? Für die beiden Hauptangeklagten fordert die Staatsanwaltschaft je sechs Jahre Gefängnis. Falls es zu einer Verurteilung in diesem Masse kommen sollte, dann müssten die beiden Angeklagten zumindest einen Teil der Strafe absitzen.
Wie sieht es mit den übrigen Angeklagten aus? Für drei Mitangeklagte werden Freiheitsstrafen von zwei Jahren gefordert, mit Gewährung des bedingten Vollzugs. In einem Fall werden 2.5 Jahre gefordert, teilweise bedingt, und in einem Fall lediglich eine Geldstrafe.
Wie hoch sind die Deliktsummen? Laut Anklage beläuft sich die Deliktsumme bei Pierin Vincenz auf knapp neun Millionen Franken und bei Beat Stocker sind es 16 Millionen. Auch bei den Gehilfen sind es hohe Summen – in einem Fall 16 Millionen. Das Geld wird von der Staatsanwaltschaft eingefordert.
Wie lange dauert der Prozess? Der Prozess vor dem Bezirksgericht beginnt am Dienstag, 25. Januar, und dauert bis Ende Woche. Hinzu kommt mindestens ein weiterer Tag und dann braucht es Zeit bis zum Urteil.
Wie geht es nach dem Prozess weiter? Es ist davon auszugehen, dass der Fall ans Obergericht weitergezogen wird und dann allenfalls bis vor Bundesgericht. Das kann mehrere Jahre dauern.
Was sind die Lehren aus dem Fall? Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig die Kontrolle auch auf der obersten Stufe einer Firma ist – die Corporate Governance. Der Fall hat gravierende Mängel bei der Raiffeisen offengelegt.
Zusammengefasst: Was ist das Spezielle am Prozess? Speziell ist, dass hier unter anderem der ehemalige Chef der drittgrössten Bank der Schweiz vor Gericht steht. Ihm wird Betrug vorgeworfen. Das ist auch beispielsweise der Unterschied zum Fall der Swissair, bei welchem es vor allem um Fehler im Management ging.