Das ist neu: 19 Kilogramm Kleider und Schuhe pro Person, so viel kaufen die Menschen in der EU jährlich, das zeigen die neuen Schätzungen der Europäischen Umweltagentur EEA. Das ist so viel wie noch nie. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 17 Kilogramm Kleider und Schuhe. Ähnlich sieht es in der Schweiz aus, in die Schweiz werden jährlich 22 Kilogramm Kleider pro Person importiert, das zeigen Zahlen des Bundes. Die Zahlen lassen sich aber nicht direkt mit den Schätzungen der EU vergleichen, die Grössenordnung dürfte in der Schweiz ähnlich sein wie in der EU.
So bedeutend ist die Branche: Die Produktion und der Konsum von Billigmode weltweit nehmen seit Jahren stark zu. Die Branche ist gigantisch, rund jeder sechste Erwerbstätige weltweit arbeitet in der Textil- und Bekleidungsbranche, in den Produktionsländern häufig unter prekären Bedingungen. Die Produktion belastet die Umwelt stark, weil sie neben den Materialien auch viel Wasser und Landfläche verbraucht, aber auch weil sie mit Chemikalien und Mikroplastik die Umwelt belastet. Dazu kommt, dass die Produktion und der Transport das Klima stark belasten, geschätzte zehn Prozent der globalen CO₂-Emissionen gehen aufs Konto der Branche.
Das Problem mit der Entsorgung: Ein grosser Teil dieser Kleider wird auch rasch wieder entsorgt. 2022 haben die EU-Bürger und -Bürgerinnen 16 Kilogramm Kleider pro Kopf entsorgt. In der Schweiz sind es rund 11 Kilogramm. Die Europäische Umweltorganisation kritisiert im Bericht, dass 85 Prozent der Kleider im gemischten Haushaltsabfall landen, statt dass sie rezykliert werden. Aber das sollte sich nun ändern, denn in der EU müssen Kleider seit Anfang 2025 getrennt entsorgt werden. Nicht so in der Schweiz; hier werden rund 60 Prozent der Kleider gesammelt. Aber auch das Altkleiderbusiness kann problematisch sein, weil die Textilien nicht selten auf afrikanischen Abfalldeponien landen und dort das Wasser, die Luft und die Böden verschmutzen.
Das können Konsumentinnen und Konsumenten tun: Weg von der schnellen Mode hin zu weniger und dafür langlebigeren Textilien, denn diese können geflickt und weiterverkauft werden. Wenn Fast Fashion, dann sollte sie auch separat entsorgt werden. Sie können zum Teil aufgetrennt und zu einem Putzlappen oder Ähnlichem weiterverarbeitet werden. Wenn nicht, können die Textilien chemisch rezykliert werden, das ist heute zwar noch sehr teuer und braucht viel Energie, ist aber möglich.
Das tut die Branche: Die Schweizer Textilbranche fordert eine Abgabe auf Textilien, um die Verwertung, Sammlung und Sortierung sicherzustellen. Dazu hat Swiss Textiles zusammen mit anderen Akteuren der Schweizer Textilbranche den Verein «Fabric Loop» gegründet. Nina Bachmann von Swiss Textiles sagt: «Es geht nicht primär darum, das Kaufverhalten der Menschen zu ändern, sondern darum, dass die spätere Verwertung des Materials mit dem Kauf vorfinanziert wird.» Auch damit Technologien entwickelt würden, mit denen noch mehr Stoffe rezykliert werden können. Bis zu einer Kreislaufwirtschaft in der Textil- und Kleiderbranche ist aber noch ein weiter Weg zu gehen.