Thomas Puschmann hat ein Ziel: Der Wissenschaftler will, dass in der Schweiz mehr Fintech-Firmen gegründet werden. Dafür legt er sich ins Zeug.
Kürzlich fragte er einen Fintech-Unternehmer in London, ob er sich nie überlegt habe, sein Start-up in der Schweiz zu gründen. «In der Schweiz?», antwortete dieser. Nein, daran habe er nie gedacht. Die Antwort überraschte Puschmann nicht. Hören will er sie nicht mehr.
Neue Lehrgänge, mehr Gründungen, mehr Kapital
Thomas Puschmann will in der Schweiz ein Fintech-Laboratorium aufbauen. Nun konkretisiert er gegenüber «10vor10» erstmals seine Pläne: Diese Woche bezieht er sein neues Büro am Institut für Informatik an der Universität Zürich, das Swiss Fintech Innovation Lab.
Das Zentrum zur Förderung von Fintechs hat drei Standbeine: Erstens sollen an der Universität Zürich neue Aus- und Weiterbildungslehrgänge entstehen, um Studenten mit dem Thema Fintech vertraut zu machen und sie zu Neugründungen zu bewegen. Zweitens sollen Banken, Versicherungen, Fintechs und die Wissenschaft in einem Grossraumbüro unter einem Dach an neuen Lösungen tüfteln. Geplant sind drittens Initiativen, damit mehr Wagniskapital von Investoren in Fintechs fliesst.
«Wir wollen hier ein ganz neues Ökosystem schaffen», sagt Puschmann im Interview. Mit an Bord sind Banken, Versicherungen, die Börsenbetreiberin SIX, Verbände und Handelskammern.
Im Ausland zahlt der Staat mit
Bei den Fintechs hat die Schweiz einiges aufzuholen: Weltweit fliessen jährlich 12 Milliarden Franken in diesen Bereich. In der Schweiz, einem der grossen Finanzplätze, sind es gerade einmal etwas mehr als 10 Millionen Franken – ein Bruchteil davon.
Und: Weltweit gibt es mehrere tausend Fintechs, vor allem in den USA, in London und Asien. In der Schweiz sind es lediglich deren 150. Das hänge auch damit zusammen, dass andere Finanzplätze früh öffentliche Gelder aufgewendet hätten, um Fintechs zu fördern, sagt Puschmann. In der Schweiz hat der Staat bislang das Feld der Wirtschaft überlassen.