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Finanzprodukte Darum ändert die Schweiz die Regeln für nachhaltige Investitionen

Nach Jahren des Wildwuchses gelten neue Regeln für nachhaltige Finanzprodukte. Nun soll Schluss sein mit Greenwashing.

Worum geht es? Immer mehr Investoren bevorzugen nachhaltige Investitionen. Dies trifft auf vermögende Privatpersonen genauso zu wie auf institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen. Inzwischen bezieht die Hälfte der Anlagen in der Schweiz Nachhaltigkeitskriterien ein. Doch wie nachhaltig die Investitionen tatsächlich sind, darüber besteht seit Langem Uneinigkeit, denn bindende Standards gab es bislang nicht. Nach Greenwashing-Skandalen reagierten die Europäische Union, das Vereinigte Königreich und nun auch die Schweiz mit verbindlicheren Regeln.

Was bedeutet das für Anlegerinnen und Anleger? Die neuen Regeln in der Schweiz vereinfachen es privaten und institutionellen Investorinnen, in nachhaltige Produkte zu investieren. Jetzt ist klarer definiert, was als nachhaltig gilt und was nicht. Kundinnen und Kunden haben seit jeher unter einem nachhaltigen Investment ein Investment mit einem Ziel beziehungsweise einer konkreten Wirkung verstanden. Die neuen Regelungen tragen dieser Sichtweise Rechnung. Bei jedem Finanzprodukt, das in der Schweiz als nachhaltig gehandelt wird, sollte nun erkennbar sein, welche konkreten Ziele damit erreicht werden sollen.

Das ändert sich für Anbieter in der Schweiz

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Solarfeld in den Bergen mit See im Hintergrund.
Legende: Sonnenkollektoren des ersten schwimmenden alpinen Solarkraftwerks des Schweizer Energieunternehmens Romande Energie im Wallis. IMAGO / GFC Collection

In der Schweiz gilt seit Anfang September eine neue Selbstregulierung. Anbieter, meist Banken, müssen aufzeigen, wie das investierte Geld von den Unternehmen verwendet wird, zum Beispiel für eine PV-Anlage oder Elektrofahrzeuge. Sie müssen sich also klare Ziele vornehmen, diese nachweisen, es müssen Daten dazu gesammelt werden und diese werden von unabhängigen Stellen überprüft. Da die Änderungen umfassend sind, gilt bis 2027 eine Übergangsfrist. Die Vorgaben in der EU, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz unterscheiden sich aber. Anbieter von internationalen Portfolios müssen somit verschiedene Anforderungen erfüllen, was laut dem Verband Swiss Sustainable Finance mitunter zu Verwirrung führte.

Wie war es bis anhin geregelt? Gar nicht, beziehungsweise sehr locker. Zwar gibt es seit 20 Jahren die sogenannten ESG-Standards, ein loses Regelwerk zu nachhaltigen Finanzprodukten. Doch ESG hat einige Schwachstellen. Die Regeln wurden einerseits sehr grosszügig ausgelegt, sodass auch Unternehmen mit sehr schlechter Klimabilanz als nachhaltig gelten konnten. Auch führten die lockeren Standards zu teils widersprüchlichen Ratings. Und es gab keine wirklichen Kontrollen. Deshalb werden mit den neu eingeführten Regeln einige Finanzprodukte nicht mehr als nachhaltig gehandelt. Laut dem Verband Swiss Sustainable Finance dürfte ein Drittel bis die Hälfte der jetzt als nachhaltig geltenden Produkte diese Bezeichnung verlieren.

Was ist ESG?

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Der Begriff ESG steht für environmental, social und governance (deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). ESG-Kriterien dienen vielen Anbietern als Basis für nachhaltige Geldanlagen. Die ethische und nachhaltige Praxis von Unternehmen wird anhand der ESG-Kriterien erhoben und bewertet. Durch die breite Erfassung von ESG gab es mitunter widersprüchliche Ratings, einfache Manipulationsmöglichkeiten und das Risiko für Greenwashing. Auch ist ESG eher rückwärtsgerichtet und bewertet vor allem das bisherige Verhalten eines Unternehmens, nicht die zukünftige Wirkung einer möglichen Investition.

Wie sieht es international aus? Nachdem gegen DWS, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, wegen Greenwashing ermittelt wurde, stieg der Druck, verbindliche Regeln und Kontrollen einzuführen. Die Europäische Union hat per Anfang 2024 für grössere Unternehmen, die als nachhaltig gelten, neue Vorgaben eingeführt. Zum Beispiel müssen Anbieter nicht mehr nur offenlegen, welche Kriterien ihre Finanzprodukte erfüllen. Diese Offenlegung müssen sie regelmässig wiederholen, damit Kunden nachvollziehen können, ob sich das Finanzprodukt in puncto Nachhaltigkeit verbessert hat.

Präzisierung zu DWS

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DWS wurde zu einer Strafe von 19 Mio. US-Dollar verurteilt für die beschönigten Nachhaltigkeitsangaben sowie zu 6 Mio. US-Dollar für die Missachtung von Geldwäschebekämpfungsrichtlinien. Die erneuten Ermittlungen Anfang dieses Jahres wurden im Rahmen des bereits seit Jahren laufenden Verfahrens durchgeführt, es handelt sich nicht um ein neues Verfahren gegen DWS.

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10vor10, 12.11.2024, 21.50 Uhr

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