Es gibt kein grosses Unternehmen, das sich heute nicht die Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hätte. Doch viel von dem, was als nachhaltig bezeichnet werde, sei bloss behauptet, längst nicht alles sei klar dokumentiert und unabhängig überprüft. Dies kritisiert die Schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung Ethos aufgrund ihrer Analyse der Berichte von 140 grossen, börsenkotierten Schweizer Unternehmen.
Die Qualität der Berichterstattung war nicht so gut, denn die Hälfte der Firmen folgt nicht einem etablierten Standard.
«Die Qualität der Berichterstattung war nicht so gut», bemängelt Direktor Vincent Kaufmann von der Stiftung Ethos, die grosse Aktionäre mit Blick auf die soziale und ökologische Nachhaltigkeit von Unternehmen berät. So folge die Hälfte der Firmen hierbei nicht einem etablierten Standard. Damit sei es schwierig, die Berichte zu vergleichen und auf ihre Qualität zu überprüfen.
Oft vermisst: klare Nachhaltigkeitsziele
Doch bei vielen Unternehmen seien nicht nur die Nachhaltigkeitsberichte mangelhaft, sondern auch die Nachhaltigkeitsziele: «Bei vielen Firmen gibt es keine Reduktionsziele. Oder diese sind nicht so präzis oder stehen nicht im Einklang mit einer Erwärmung von 1.5 Grad Celsius.»
Doch es gebe auch gute Beispiele: Ethos lobt etwa Landis und Gyr, den Hersteller von Smart Meters und anderen wichtigen Komponenten für die Energiewende, für seinen ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht und seine ambitionierten Klimaziele.
Und eher überraschend verweist Kaufmann auch auf den wegen seines hohen CO₂-Ausstosses oftmals kritisierten Zement-Konzern Holcim: «Es ist schon der dritte Klimabericht von Holcim, und jedes Jahr sehen wir Verbesserungen und eine klare CO₂-Reduktion bei dieser Firma.»
Auch KMU sollen eingebunden werden
Die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung soll nun in der Schweiz angepasst und ausgeweitet werden, ähnlich wie in der EU. Das schlägt der Bundesrat vor, und das begrüsst auch Ethos. Und dies, obwohl damit der Aufwand für die Firmen weiter steige, gerade auch für mittelgrosse Unternehmen, die künftig ebenfalls berichten müssten.
«Es ist tatsächlich eine neue Herausforderung für die KMU. Aber es ist für die Zukunft ganz wichtig. Denn die KMU beliefern oft grosse Konzerne und diese wiederum brauchen Indikatoren für ihre Aktionäre.» Auch mittelgrosse Firmen täten also gut daran, sich schon heute mit dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung zu befassen, betont der Ethos-Chef.