Wer derzeit ein Wochenende am Mittelmeer bucht und wer plant, über Auffahrt nach New York zu jetten, merkt es schnell: Die Flugpreise haben kräftig angezogen. Langstreckenflüge, die vor drei Jahren noch für 500 Franken zu haben waren, übersteigen zum Teil die 1000-Franken-Schwelle. Sogar beim Billigflieger kostet der Flug an eine beliebte Destination einen drei- statt zweistelligen Betrag.
Druck durch Nachfrage aus Asien
Begründet wird der hohe Preis einerseits mit gestiegenen Treibstoffkosten wegen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine sowie der weltweiten Inflation. Andererseits ist die Reiselust der Menschen trotz wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten immer noch sehr hoch.
Gleichzeitig hätten die Fluggesellschaften auch ihre Kapazitäten noch nicht wieder ganz hochgefahren. Viele Flugzeuge sind noch eingemottet und neu gekaufte Flieger noch nicht angekommen. Deshalb ist das Angebot an Sitzplätzen gerade auf beliebten Strecken eher zu klein.
Auch die Öffnung Chinas und anderer asiatischer Staaten wird dazu führen, dass noch mehr Reisehungrige an die derzeit knappen Flugzeug-Sitzplätze kommen wollen. Deshalb würden die Preise auch in diesem Sommer hoch bleiben, sagt Luftfahrtexperte Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen.
Erholung bereits 2024
Allerdings habe die Preissteigerung «die Bergspitze erreicht», meint Wittmer. Auf den Winterflugplan hin baut nicht nur die Swiss ihre Langstreckenkapazitäten deutlich aus, auch alle anderen Airlines würden Schritt für Schritt ihre eingemotteten Flugzeuge zurückholen. Die Flugzeugbauer Airbus und Boeing, die lange mit pandemiebedingten Produktionsproblemen zu kämpfen hatten, würden zudem wieder neue Flugzeuge liefern.
Wittmer rechnet damit, dass die Kundinnen und Kunden 2024 mit einer Entspannung bei den Preisen rechnen können. Auch der internationale Luftfahrtverband IATA schätzt, dass 2024 die meisten Flugverbindungen wieder Vorpandemie-Niveau erreichen. Die Konkurrenz könnte auf gewissen Strecken wieder steigen, was Airlines zu Preissenkungen bewegen könnte.
Für Familien wird es schwierig
Allerdings ist diese Erholung laut Wittmer nur von kurzer Dauer. Vor allem auf der Langstrecke würden die Preise mittelfristig wieder ansteigen und danach wohl lange Zeit hoch bleiben. «Um die gesteckten Klimaziele bis 2050 zu erreichen, muss die Luftfahrtbranche investieren – vor allem bei sogenannt nachhaltigen Kraftstoffen.» Diese Investitionen dürften via Ticketpreise an die Kunden weitergegeben werden. Dies würde vor allem Familien mit Kindern schmerzhaft treffen: «Für viele Familien wird ein Langstreckenflug wohl nicht mehr jedes Jahr möglich sein.»
Schnäppchen nicht ausgeschlossen
Allerdings: Wer flexibel bei Reisedaten und Destination ist sowie auf gewissen Komfort verzichtet, findet auch im Moment und in der Zukunft Flüge zu Preisen wie vor der Pandemie. Es werde immer eine Airline geben, die auf irgendeiner Linie mit einem günstigen Angebot aufwarte, sagt Experte Wittmer.