Die Weihnachtsbeleuchtung vor dem Bolschoi Theater sei die gleiche wie letztes Jahr, sagen die Einheimischen. Aber sonst hat sich im Land viel geändert. Auch für den Schweizer Wirtschaftsanwalt Daniel Marti. 30 Jahre ist der Berner Oberländer schon in Russland. In den 1990er-Jahren hatte er westlichen Firmen beim Geschäftsaufbau geholfen, jetzt ist er vor allem mit Firmen-Liquidierungen beschäftigt. Viele westliche Firmen sind weg.
«Wenn man durch die Stadt geht, merkt man an der Oberfläche nichts. Aber die Wirtschaftskraft wird weiter sinken, wie das schon seit 2012 passiert», sagt Marti. Es gebe zwar auch Sektoren, die sich gut entwickeln. Aber er beobachte generell sinkende Reallöhne und rechne damit, dass das so weitergeht, betont der Wirtschaftsanwalt.
Die Wirtschaftskraft wird weiter sinken. Das führt zu einem weiteren Bedeutungsverlust der russischen Wirtschaft.
Das Minus-Wachstum dürfte dieses Jahr um die drei Prozent betragen. Das ist weniger als erwartet. Die Wirkung der westlichen Sanktionen wurde durch verschiedene Faktoren abgeschwächt. Es gibt Parallelimporte und der Handel mit Ländern wie China oder Türkei blüht. Es gibt zwar Klagen über teils stark steigende Preise. Aber laut Umfragen fühlt sich über die Hälfte der Russinnen und Russen noch wenig betroffen von den Sanktionen.
Dennoch dürfte die sinkende Wirtschaftskraft zu einem weiteren Bedeutungsverlust der russischen Wirtschaft führen, schätzt Daniel Marti. «Die russische Wirtschaft hat in etwa die Grösse von Spanien. Wirtschaftlich gesehen ist Russland kein starkes Land.»
Die russische Geschäftswelt ist unglaublich widerstandsfähig. Dennoch ist klar: Auch im nächsten Jahr geht es wirtschaftlich weiter abwärts.
Was auch auffällt: Die nach wie vor tiefe Arbeitslosigkeit. Russland leidet schon seit langem an einem Fachkräftemangel. Die Bilanz der bekannten Wirtschaftsexpertin Natalja Subarewitsch beim Interview mit «Forbes» ist denn auch durchzogen. «Die russische Geschäftswelt ist unglaublich widerstandsfähig. Sie leidet zwar, aber sie hält sich tapfer. Dennoch ist klar: Auch im nächsten Jahr geht es wirtschaftlich weiter abwärts», prognostiziert Subarewitsch.
Für Präsident, Sieg und Zukunft – steht auf einem Plakat in Moskau. Doch zumindest was die wirtschaftliche Zukunft betrifft, sieht es düster aus.