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Gefährliche Schnäppchen Giftige Chemikalien in chinesischer Billigmode gefunden

Shein verkauft Kleider für ein paar Franken. Ein Konsumentenmagazin kommt nun zu einem besorgniserregenden Testergebnis.

Ein Top für 4 Franken, Shorts für 14 Franken: Wer sich zum Preis einer Pizza von Kopf bis Fuss einkleiden will, wird bei Shein fündig. Der Fast-Fashion-Brand aus China wirbt auch in der Schweiz mit extrem niedrigen Preisen und massig Rabattcodes – und steht damit hoch im Kurs.

Auf Instagram, Youtube und Tiktok preisen zahlreiche Influencerinnen und Influencer ihre neusten Shein-Schnäppchen an. Oft bekommen sie nicht nur die Ware ihrer «Hauls» (dt. «Shopping-Ausbeute») umsonst. Sie werden auch fürs Vermarkten der Produkte bezahlt.

Gesundheitsschädliche Schadstoffe

Dass die Kleider bei der Qualität zu wünschen übriglassen, ist kein Geheimnis. Dass sie gefährlich sind, wissen die wenigsten. Das deutsche Konsumentenmagazin Ökotest hat 21 Kleidungsstücke des chinesischen Billiganbieters genauer untersucht, von Babyschuhen über Mädchenkleider bis zur Kunstlederjacke für Erwachsene. Das Testfazit: «So manches Schnäppchen strotzt nur so vor giftigen Chemikalien.»

In den Kleidungsstücken wurden diverse Schadstoffe gefunden, darunter Antimon. Dabei handelt es sich um ein Schwermetall, das rund zehnmal giftiger als Blei ist. Es gilt als möglicherweise krebserregend. Auch Stoffe, die die Haut und die Schleimhäute reizen können, wurden im Test nachgewiesen.

Shein muss Schweizer Standards nicht erfüllen

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Screenshot von App und Webseite von Shein
Legende: Imago

Dass die chinesische Billigware im Test so schlecht abschneidet, sei kein Zufall, erklärt SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg. Denn Shein falle nicht unter die hiesigen Gesetze und müsse damit nicht dieselben Standards erfüllen wie europäische oder Schweizer Händler. Das gilt auch bei der Produktsicherheit.

 «Ohne diese teilweise sehr teure Produktzertifizierung und mit minderwertigem Material – inklusive gefährlicher Chemikalien – kann das Billiglabel natürlich Kosten sparen», sagt Zaugg. «Es ist auch sehr wenig zu den Lieferketten bekannt. Zudem sollen die Produktionsbedingungen einzelner Zulieferer haarsträubend sein.»

Besonders belastet waren laut Ökotest zwei Paar Sandalen. Hier fanden die Prüfer etwa Blei und Cadmium. Auch Cadmium ist ein krebserregender Stoff. In einem Fall wurden gleich mehrere Grenzwerte überschritten: Bei Damensandalen wurden verbotene Weichmacher für Kunststoffe nachgewiesen, die im Verdacht stehen, Fortpflanzungsorgane zu schädigen. Auch ein Babykleid und ein bunter Teenageranzug haben potenziell gesundheitsschädigende Schadstoffe enthalten.

Shein schweigt

Besonders schlecht schnitten Schuhe im Belastungscheck ab, etwa weil die Sohle brach. Beim Waschen seien die Produkte teils deutlich eingelaufen oder hätten schnell Mängel gehabt. «Eines ist deshalb fast tröstlich», schreiben die Tester sarkastisch. «Allzu lange werden die Schuhe nicht mit den Füssen ihrer Käuferinnen und Käufer in Kontakt sein. Zumindest dann nicht, wenn sie beabsichtigen, darin zu gehen.»

Shein äussert sich gegenüber dem Konsumentenmagazin nicht – weder zu den Testergebnissen noch zu anderen Vorwürfen.

SRF 4 News, 26.07.2024, 11:23 Uhr ; 

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