Die UBS hat das erste Jahresergebnis nach der vollständigen Übernahme der Credit Suisse präsentiert. Konzernchef Sergio Ermotti ist zufrieden. Er sagt, wie er zu den Veränderungen in den USA steht, und weshalb er im grossen Stil Aktien zurückkauft.
SRF: Die Welt verändert sich. Die amerikanischen Zölle sind ein Thema. Braucht es eine Anpassungsstrategie der UBS?
Sergio Ermotti: Nein. Unsere Strategie ist klar. Sie ist nicht kurzfristig auf die nächsten zwei oder drei Jahre ausgerichtet, sondern existiert seit 160 Jahren. Wir haben ein starkes, diversifiziertes Geschäftsmodell für unsere Kunden. Zudem sind wir global diversifiziert. Ich bin zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, in jedem Szenario erfolgreich zu sein.
Sie haben angedeutet, dass die UBS aus dem UNO-Klimaabkommen aussteigen könnte, wie das viele amerikanische Banken bereits getan haben. Ist das eine Anpassung an die neue Realität in Amerika?
Nein, das haben wir nicht gesagt. Wir werden die Klimaziele weiterhin verfolgen. Es gibt zwei Extreme in dieser Debatte, und ich muss sagen, wir sind zufrieden, dass diese beiden Extreme mit uns unzufrieden sind. Es ist wichtig, dass wir unsere Kunden in dieser Transition begleiten.
Die Credit Suisse ist untergegangen, weil sie ein schlechtes Geschäftsmodell hatte.
Es ist unrealistisch, zu erwarten, dass jedes Land und jede Region der Welt gleichzeitig das Netto-Null-Ziel erreichen kann. Wir überlegen, wie wir das auf einem glaubwürdigen Weg erreichen. Ich erwarte, dass die Gruppe GFANZ eine vernunftige Lösung erarbeitet, sodass alle Beteiligten mitmachen. Die Politik muss Klarheit schaffen, sodass die Banken bei dieser Transition helfen können – und nicht umgekehrt.
Die Too-big-to-fail-Diskussionen konzentrieren sich auf das Eigenkapital. Sie haben bereits Einwände angemeldet. In welche Richtung soll es gehen?
Die heutige Regulierung in der Schweiz ist eine der besten weltweit. Sie ist so stark, dass die UBS in der Lage war, die Credit Suisse zu retten. Die Credit Suisse ist untergegangen, weil sie ein schlechtes Geschäftsmodell hatte und zu viele Zugeständnisse von den Regulatoren bekommen hatte. Wenn die heutige Regulierung voll implementiert gewesen wäre, wäre die Credit Suisse noch da.
Es braucht also keine strengeren Regeln, wie auch von Bundesrätin Karin Keller-Sutter angedeutet?
Wir sind mit vielen Vorschlägen des Bundesrats einverstanden. Wir müssen sicher gezielte Anpassungen machen, vielleicht auch auf Kapitalebene. Aber es geht mehr um die Qualität des Kapitals. Höhere Kapitalanforderungen würden nicht nur uns und unsere Aktionäre schädigen, sondern auch Haushalte und Unternehmen Geld kosten. Heute ist es nicht notwendig, diesen Weg zu gehen.
Sie haben für eine Milliarde US-Dollar Aktien zurückgekauft. Geht das Programm weiter? Falls ja, mit welchem Ziel?
Wir haben vor, 2025 auf drei Milliarden zu erhöhen. Eine Milliarde in der ersten Hälfte, und zwei Milliarden in der zweiten Hälfte. Wir müssen weiterhin mit unseren Finanzzielen auf Kurs bleiben. Wir wollen weiterhin eine starke Kapitalposition haben. Zudem müssen wir schauen, was bei der Revision der Regulierung herauskommt. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, alles zu erreichen.
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Rückkauf?
Es heisst oft, wir hätten die Credit Suisse zu billig gekauft. Aber Tatsache ist, dass die heutige UBS noch nicht dort ist, wo sie vor 2022 war. Das heisst, wir müssen für unsere Aktionäre noch attraktiver werden, sodass wir auch unter Stress in der Lage sind, wettbewerbsfähig zu sein.
Das Gespräch führte Daniele Papacella.