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Netto-Null-Allianz Macht auch die UBS einen Rückzieher beim Klimaschutz?

Alle grossen Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter der westlichen Welt haben sich 2021 zusammengeschlossen, mit dem Ziel, Finanzströme klimafreundlich auszurichten. Nun droht ein Rückschritt: Unter dem Druck der Republikaner haben alle grossen US-Banken die Allianz verlassen.

JPMorgan ist die letzte grosse US-Bank, die aus der globalen Netto-Null-Allianz der Banken ausgetreten ist. Folgt auch die UBS? Auf diese Frage sagte UBS-Chef Sergio Ermotti am WEF einem Journalisten der Agentur Bloomberg, das werde jetzt genau geprüft: «Wir müssen die Situation sorgfältig prüfen.» Es komme darauf an, wie sich die Allianz nun verhalte.

Tatsächlich hat die GFANZ (Glasgow Financial Alliance for Net Zero) vor Kurzem angekündigt, ihre Strukturen und Leitlinien zu überarbeiten.

Was ist die GFANZ?

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Die GFANZ ist eine Gruppe von grossen Finanzinstituten, die sich an der Klimakonferenz in Glasgow 2021 unter dem damaligen Chef der britischen Notenbank, Mark Carney, gebildet hat. Ihr Ziel: die Dekarbonisierung der Wirtschaft zu beschleunigen.

Zeitweise haben der Allianz bis zu 160 Institute angehört, die über 70 Billionen US-Dollar verwalten. Wer Mitglied der Allianz sein will, muss über wissenschaftlich geprüfte Richtlinien zur Erreichung von Netto-Null-Treibhausgas-Emissionen verfügen und Fortschritte transparent ausweisen.

Die Allianz hat zudem bereits bestehende und neue Initiativen wie die Netto-Null-Allianz der Banken und jene der Vermögensverwalter umfasst. Erst Anfang 2025 hat Blackrock, der grösste Vermögensverwalter der Welt, die entsprechende Unterallianz verlassen. Nun will sich die GFANZ von den Unterallianzen trennen.

Bei Umweltorganisationen wie dem WWF würde ein Austritt der UBS nicht verstanden. Regula Hess, stellvertretende Leiterin nachhaltige Finanzen beim WWF Schweiz, betont: «Gerade in Zeiten, in denen es immer mehr Regierungen gibt, die uns noch schneller in die Klimakrise führen wollen, ist es extrem wichtig, dass andere Akteure den Mut haben, dem entgegenzutreten.»

Logo UBS.
Legende: Verlässt auch die UBS bald die Netto-Null-Allianz der Banken? Keystone/Ennio Leanza

Hess ist überzeugt, dass die Klimaallianz der Banken einiges bewegt hat. Dank gemeinsamer Regeln und Zielen habe sie eine Dynamik für mehr Klimaschutz losgetreten unter den Finanzinstituten.

Natürlich sei die Mitgliedschaft in diesen Allianzen von gewissen Banken aber auch für Greenwashing missbraucht worden, räumt Hess ein. Das Problem: Die Allianz verfügt nicht über Mechanismen, um Unternehmen auszuschliessen, die sich nicht an die gemeinsamen Regeln halten.

Schweiz und USA nicht vergleichbar

Fragt sich, welche Auswirkungen das Zerbröckeln der Klimaallianz auf dem Finanzmarkt für die Schweiz hat. Die Situation in den USA, wo die Politik Druck auf jene Banken macht, die Nachhaltigkeitsziele verfolgen, sei nicht mit jener in der Schweiz vergleichbar, betont Sabine Döbeli. Sie ist Geschäftsführerin des Verbands Swiss Sustainable Finance (SSF), der sich für einen nachhaltigen Finanzplatz einsetzt.

«Hier sind die grossen Banken bereits heute angehalten, sogenannte Transitionspläne zu erarbeiten. Ab diesem Jahr müssen sie einen Klimabericht veröffentlichen. Im Moment wird die Verordnung zur Klimaberichterstattung sogar überarbeitet und dabei wohl eher noch verschärft.»

In der Schweiz und in Europa sehe ich aktuell keine konkrete Veränderung.
Autor: Sabine Döbeli Geschäftsführerin Swiss Sustainable Finance

Dass eine Bank wie die UBS aus der Klimaallianz der UNO austritt, um ihr Geschäft in den USA zu schützen, kann sich Döbeli vorstellen. Trotzdem würden viele dieser Banken an ihren Klimazielen festhalten, ist sie überzeugt. «Die Banken kommunizieren vielleicht etwas weniger aktiv darüber. Sie verändern vielleicht ihr Geschäftsverhalten in den USA. Doch in der Schweiz und in Europa sehe ich aktuell keine konkrete Veränderung.»

Klimafreundliche Finanzprodukte weiter gefragt

Die Nachfrage nach nachhaltigen, sprich auch klimafreundlichen Bankprodukten, sei in der Schweiz ungebrochen. Das stellt auch Reto Rinker fest. Er ist Gründer und Chef der Globalance Bank, die als Schweizer Pionierin im nachhaltigen Anlegen gilt. «Mir macht es deswegen keine Angst, weil die Nachfrage davon nicht betroffen ist.» Das betreffe das Angebot, so Rinker. «Aber die Kundinnen und Kunden der nächsten Generation möchten ein Portfolio, das eine gute Rendite erzielt und trotzdem Teil der Lösung ist.»

Der Druck aus den USA wird die Bewegung hin zu mehr Nachhaltigkeit auf den Finanzplätzen wohl nicht ausbremsen, aber natürlich auch nicht beschleunigen.

Echo der Zeit, 26.1.2025, 18 Uhr

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