Was ist passiert? Nvidia ist das Unternehmen, das am meisten von künstlicher Intelligenz (KI) profitiert: Es verkauft die Computerchips, die Chatbots wie ChatGPT brauchen. Nvidia schafft das, wovon andere Firmen nur träumen können: Der Konzern mit Sitz im kalifornischen Santa Clara hat seinen Umsatz verdoppelt auf 13.5 Milliarden Dollar und seinen Gewinn fast verzehnfacht auf 6.2 Milliarden Dollar. Und das sind nur die Zahlen für die vergangenen drei Monate im Vergleich zum letzten Jahr.
Weshalb ist das relevant? Seit ChatGPT letztes Jahr lanciert wurde, herrscht Goldgräberstimmung bei der künstlichen Intelligenz. Microsoft, Google und Amazon investieren Milliarden und hoffen, dass sich das später auszahlt. Das Unternehmen Nvidia aber verdient jetzt schon Geld mit KI. Sehr, sehr viel Geld. Wenn Goldgräberstimmung herrscht, sollte man Schaufeln und Spitzhacken verkaufen – im Fall von Nvidia sind das die Computerchips. Nvidia designt diese Chips, lässt sie dann in Taiwan herstellen und verkauft anschliessend die sehr spezialisierten Chips. Es ist ein Milliardengeschäft.
Reden wir hier von einem neuen Computerzeitalter? Nvidia selbst spricht marketingtechnisch gerne von einem Wandel, der jetzt erst angefangen hat. Tatsächlich ist es so, dass Rechenzentren weltweit auf Computerchips mit künstlicher Intelligenz aufrüsten. In Rechenzentren sind Hunderte von Computern miteinander verbunden. Die grossen Techkonzerne nutzen sie zum Beispiel für ihre Cloud-Dienste, mit denen sie ihre eigenen KI-Chatbots betreiben oder die Rechenleistung anderen zur Verfügung stellen können. Bei Nvidia hat das Geschäft mit Technik für Rechenzentren einen grossen Sprung gemacht: Es hat sich im Jahresvergleich fast verdreifacht.
Wird diese Erfolgsstory weitergehen, trotz des Handelskrieges zwischen den USA und China? Nvidia hat letztes Jahr rund ein Viertel seines Umsatzes in China erzielt – und fällt damit unter die Handelsrestriktionen der Vereinigten Staaten. US-Unternehmen wie Nvidia dürfen keine hoch entwickelten Chips der neusten Generation mehr an China verkaufen. Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte weitergeht: Nvidia geht davon aus, bis Ende Oktober den Umsatz nochmals zu steigern, auf 16 Milliarden Dollar. Und laut Experten ist Nvidia bei KI-Computerchips der Konkurrenz wie Intel und AMD rund zwei Jahre voraus, mit einem weltweiten Marktanteil von 80 Prozent.
Ist Nvidia auf Augenhöhe mit Google, Apple und Amazon? Nvidia ist an der Börse aktuell über 1000 Milliarden Dollar wert. Damit spielt der kalifornische Konzern in der Liga von Alphabet (Google), Apple, Microsoft und Amazon. Die grossen Techkonzerne versuchen, selber KI-Computerchips herzustellen, kommen technisch aber nicht an Nvidia heran. Deshalb müssen sie teuer bei Nvidia einkaufen: Ein einziger Chip von Nvidia der neusten Generation kostet rund 40'000 Dollar. Nvidia verkauft Tausende davon.
Zum Beispiel an Microsoft: Der neue Chatbot in Microsofts Suchmaschine Bing braucht über 150'000 dieser hoch spezialisierten KI-Computerchips. Kosten für Microsoft: vier Milliarden Dollar. Bei Google dürfte es noch viel mehr sein. Google verarbeitet Milliarden von Suchanfragen pro Tag. Damit alle diese Suchanfragen von der gleichen KI beantwortet werden können, muss Google etwa 80 Milliarden Franken in die Chip-Infrastruktur investieren.