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Gewinnrückgang bei Migros In guten Zeiten schlecht gewirtschaftet

Die Migros muss erneut einen Gewinnrückgang bekannt geben. 475 Millionen Franken hat die grösste private Arbeitgeberin der Schweiz im vergangenen Jahr noch verdient. So wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Während die Wirtschaft in den letzten Jahren gut gelaufen ist, der Konsum in der Schweiz gestiegen ist, hat die Migros fortlaufend an Gewinn verloren.

Im vergangenen Jahr musste man den Wert der Tochter Globus herunter korrigieren. Das drückte auf den Gewinn. Der Abschreiber ist Ausdruck der Probleme bei der Warenhauskette. Globus gehört mit Denner, Digitec Galaxus, LeShop, Exlibris und weiteren Töchtern zur Handelssparte des Konzerns. Diese wies für das vergangene Jahr einen Verlust von 152 Millionen Franken aus. Fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor.

Massnahmen um wieder auf den Gewinnpfad zurückzufinden wurden ergriffen. Für Globus heisst dies zum Beispiel das Onlinegeschäft zu forcieren. Ein Absatzkanal der bei den Premiumpreis-Warenhäusern jahrelang vernachlässigt wurde. Entsprechend teuer dürfte die Aufholjagd sein.

Konkurrenz drückt auf Margen

Aufzuholen gilt es aber auch in den Migros-Läden selbst. Zwar haben diese wieder profitabler gearbeitet, liegen aber immer noch weit hinter den Ergebnissen vergangener Jahre. Die Konkurrenz aus dem Ausland hat auf die Margen gedrückt. Finanzexperten sehen aber auch in der komplexen Genossenschaftsstruktur ein Grund für die sinkenden Gewinne. Geht es um die Migros-Läden haben die 10 weitgehend unabhängigen Regionalgenossenschaften das Sagen.

Eine bessere Koordination oder gar Zentralisierung könnte Kosten sparen. Konzernchef Fabrice Zumbrunnen versucht im Hintergrund effizientere Abläufe zu etablieren – deshalb verweist er bei den jüngsten Geschäftszahlen auch lieber auf das steigende operative Ergebnis als auf den sinkenden Gewinn. Unternehmenspolitisch ist ein tiefgreifender Wandel der heutigen Genossenschaftsstruktur ein heisses Eisen. Ob die eben neu gewählte Präsidentin Ursula Nold eine solche Änderung unterstützen würde, ist zumindest fraglich. Nold wird als Bewahrerin der heutigen Migros beschrieben.

Die Migros könnte aber unter Zugzwang kommen. Sie hat in wirtschaftlich guten Zeiten schlecht verdient. Nun trüben sich die Prognosen der Wirtschaftsauguren ein. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Trend zu drehen und wieder mehr Gewinn zu machen, dürfte sodann besondere Massnahmen erfordern.

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