- Die EU-Kommission erlaubt es der Lufthansa, die staatliche italienische Airline Ita zu übernehmen.
- Lange fürchtete die EU höhere Ticketpreise.
- Dem sollen eine Reihe von Bedingungen entgegenwirken, wie die EU-Kommission bekannt gab.
Die Wettbewerbshüter aus Brüssel machen unter anderem zur Voraussetzung, dass die Partner Start- und Landerechte in Mailand-Linate abgeben sowie neuen Wettbewerbern auf der Mittel- und Langstrecke Starthilfe geben. Dafür soll es auch Verhandlungen mit Konkurrenten geben.
In einem ersten Schritt bekommt der MDax-Konzern zunächst 41 Prozent der Anteile an der ehemaligen Alitalia. Im Laufe der nächsten Jahre könnte es dann auch zur kompletten Übernahme kommen. Die beiden Konzernchefs Carsten Spohr und Antonino Turrichi wollen sich in Rom zu der Entscheidung gemeinsam vor der Presse äussern. Auch Italiens Finanzminister Giancarlo Giorgetti nimmt teil. Die Medienkonferenz findet um 12:30 Uhr statt.
Pläne existieren schon länger
Die Verhandlungen und Prüfungen um den Einstieg des umsatzstärksten Luftverkehrskonzerns Europas bei der bisherigen italienischen Konkurrenz ziehen sich schon seit mehr als einem Jahr hin. Die Italia Trasporto Aereo (ITA) ging 2020 aus der staatlichen Fluggesellschaft Alitalia hervor, die schwer in Turbulenzen geraten war. Zurzeit hat das Unternehmen noch etwa 4500 Beschäftigte. Der Lufthansa-Konzern zählt fast 99'000 Mitarbeitende.
Die EU-Kommission hatte zunächst Bedenken, dass sich bei der Lufthansa auf transatlantischen Langstreckenflügen und auf der Kurzstrecke zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern zu viel Marktmacht konzentrieren könnte.
Ita alleine nicht mehr überlebensfähig?
Nach Meinung vieler Experten könnte Ita allein nicht überleben. Im Heimatmarkt wurde sie von Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet in die zweite Reihe gedrängt. Auf den gewinnbringenden Strecken über den Atlantik tut sie sich schwer, gegen die Macht der sehr viel grösseren US-Anbieter anzukommen. Das ist in einem starken Verbund wie mit der Lufthansa erheblich einfacher, wie auch die EU-Kommission anerkannt hat.
Gerade an diesem Punkt hatten die EU-Wettbewerbshüter aber auch Bedenken angemeldet, weil Lufthansa über dem Nordatlantik in einem Joint Venture auch Absprachen mit United und Air Canada trifft. Auf dem lukrativsten Luftverkehrsmarkt der Welt sind aber auch sämtliche anderen US-Carrier sowie die europäischen Lufthansa-Konkurrenten IAG um British Airways und Air France-KLM aktiv. Die Kommission war im März überzeugt, dass der von anderen Fluggesellschaften ausgehende Wettbewerbsdruck auf Strecken zwischen Italien und den USA sowie von und nach Kanada sowie Japan vernachlässigbar sei.