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Eco Talk: Wie viel Bildung wollen wir uns leisten?
Aus Eco Talk vom 24.06.2024.
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Günstig studieren «Wir schauen Studenten als Talente an, nicht als Einnahmequelle»

Die Präsidenten der ETH wehren sich gegen höhere Gebühren für ausländische Studenten. Angst vor Spionen haben sie nicht.

Wo liegt das Problem? Um ausländische Studentinnen und Studenten an der ETH in Zürich und an der EPFL in Lausanne hat sich eine Diskussion entfacht. Die Bildungskommission des Nationalrats hat sich jüngst für eine Verdreifachung der Studiengebühren für sie ausgesprochen. Auch die Ständeratskommission fordert eine Erhöhung. Studiengebühren decken nur einen Bruchteil der Kosten eines Studiums, ein grosser Teil wird aus Steuergeldern finanziert. An einigen Schweizer Universitäten bezahlen ausländische Studentinnen schon heute höhere Gebühren als ihre Schweizer Kollegen.

Martin Vetterli und Joël Mesot an einer gemeinsamen Medienkonferenz in Bern im Jahr 2019.
Legende: Martin Vetterli und Joël Mesot an einer gemeinsamen Medienkonferenz in Bern im Jahr 2019. Keystone/Peter Schneider

Warum sind die Präsidenten der ETH Zürich und der EPFL Lausanne dagegen? «If it ain’t broke, don’t fix it», sagt Martin Vetterli, Präsident der ETH Lausanne, im «Eco Talk». Was funktioniere, müsse man nicht reparieren. «Wir haben eine Schweizerische Kultur – dass die Gesellschaft in die jungen Leute investiert.» In den USA sind die Studiengebühren mit bis zu 30'000 Dollar pro Semester massiv höher als in der Schweiz – für ein Jahr an der ETH bezahlen Studenten beispielsweise 1460 Franken. Das US-System führe zu einer Spaltung der Gesellschaft, sagt Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich, weil die Durchmischung nicht mehr funktioniere und Junge aus nicht-universitären Familien dann nicht mehr studierten. Aber: Es gelte zu akzeptieren, dass es einen breiten politischen Konsens für höhere Gebühren gebe.

Die Namen: EPFL und ETH

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Die «École polytechnique fédérale de Lausanne» ist das französischsprachige Pendant zur ETH (Eidgenössischen Technischen Hochschule).

Lohnt es sich, hochsubventionierte Studienplätze an Ausländer zu vergeben? «Wir schauen die Studenten immer als Talente an, nicht als Einnahmequelle wie in den USA», sagt Vetterli. Seiner Ansicht nach handelt es sich um eine gute Investition. Denn die meisten Leute – gut drei Viertel – blieben nach dem Studium für längere Zeit in der Schweiz. «Sie helfen mit, dem Fachkräftemangel der Industrie zu begegnen», so Vetterli. Und: Viele gründeten danach Start-ups. Eine Herausforderung gibt es indes etwa für Studentinnen und Studenten aus Indien und China: Arbeitsbewilligungen für Nicht-EU-Angehörige sind kontingentiert. Es sei schade, sagt Joël Mesot, dass sie nicht schneller und einfacher eine Arbeitsbewilligung bekommen würden.

Studenten lernen in einem Raum der ETH Zürich.
Legende: Studenten lernen in einem Raum der ETH Zürich. KEYSTONE/GAETAN BALLY

Wie hoch ist der Anteil ausländischer Studentinnen und Studenten? An der ETH Zürich sind auf der Masterstufe gut 40 Prozent «Bildungsausländer» – Studentinnen und Studenten, die ihre Hochschul-Berechtigung im Ausland erworben haben. An der EPFL Lausanne sind es 60 Prozent.

Die grossen Herausforderungen dieser Welt, etwa der Klimawandel und grüne Energie, werden wir nicht in einem Land gegen ein anderes Land lösen.
Autor: Martin Vetterli Präsident der ETH Lausanne

Besteht die Gefahr, dass chinesische Studierende die ETH ausspionieren? Das chinesische Geheimdienstgesetz erlaubt es dem Staat, chinesische Wissenschaftler im Ausland zu Ausforschung und Informationsbeschaffung zu verpflichten. Könnten so Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung aus der Schweiz abfliessen? Mesot winkt ab: «Man erwartet von uns ohnehin, dass wir unsere Ergebnisse öffentlich publizieren». Diese seien also für alle einsehbar. Martin Vetterli ergänzt: «Die grossen Herausforderungen dieser Welt, etwa der Klimawandel und grüne Energie, werden wir nicht in einem Land gegen ein anderes Land lösen.» Dies müssten wir zusammen tun.

Eco Talk, 24.6.2024, 22:55 Uhr

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