Wer als Haushalt seinen Strom von der genossenschaftlich organisierten Primeo Energie (gegründet 1897 als Elektra Birseck Münchenstein EBM im Kanton Basel-Landschaft) beziehen kann, hat Glück: Das Unternehmen erhöht die Preise im nächsten Jahr für seine Privatkunden nach eigenen Angaben lediglich um fünf Prozent pro Kilowattstunde.
Laut den neusten, heute veröffentlichten Daten der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom sind es im Mittel aller Energieversorger hingegen 18 Prozent.
Lukas Küng, Leiter Netz bei Primeo Energie, sagt: «Die Anliegen kamen vergangenes Jahr, als wir die Strompreise für 2023 stark erhöht haben. Wir waren in der Folge in einem intensiven Dialog mit unseren Delegierten. Es war ihnen ein grosses Anliegen, dass wir die Strompreise nur massvoll weiter anheben.»
Dafür verwendet das Unternehmen einen grossen Teil des im vergangenen Jahr aus anderen Geschäftsfeldern erwirtschafteten Gewinns von 28 Millionen Franken. Es sei ein Zeichen der Solidarität an die rund 57'000 Genossenschafterinnen und Genossenschafter, sagt Küng.
Für den BKW-Konzern keine Alternative
Etwas anders sieht die Preispolitik des Bernischen Energiekonzerns BKW aus: Ein durchschnittlicher Haushalt wird im kommenden Jahr 22 Prozent mehr für Strom bezahlen müssen. Gleichzeitig schreibt das Unternehmen hohe Gewinne: 574 Millionen waren es 2022. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres blieben unter dem Strich mehr als 300 Millionen Franken als Gewinn übrig.
Die Verluste seitens der Versorger wurden auch nicht an die Konsumenten weitergereicht.
Das dürfte vor allem den Mehrheitsaktionär punkto erwarteter Dividende freuen: den Kanton Bern. Den Gewinn zugunsten der Privatkunden verwenden, um die anstehenden Strompreiserhöhungen abzudämpfen, ist für BKW-Konzernchef Robert Itschner keine Alternative: «Es ist noch nicht so lange her, da sah die Welt ganz anders aus. Da gab es massive Verluste seitens der Versorger. Und diese wurden auch nicht an die Konsumenten weitergereicht».
Die Tarife seien zudem absolut reguliert. Als BKW stelle man bloss die Kosten in Rechnung. Was der Kanton Bern am Ende mit den Dividenden mache, sei natürlich dessen Entscheid, darauf habe man als BKW keinen Einfluss, ergänzt Itschner.
Schweizer Konsumentenschutz hält dagegen
Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Schweizer Konsumentenschutzes, findet, dass der Strommarkt aufgrund der Weltlage momentan ausser Rand und Band sei. Und dies verlange nach einer ausserordentlichen Korrektur, insbesondere bei den Energieversorgern, die sich im Besitz der öffentlichen Hand, also des Staates befänden.
«Die Unternehmen können von ihren exorbitanten Gewinnen etwas den Konsumentinnen und Konsumentinnen zugutekommen lassen. Das braucht natürlich einen gewissen Systemwechsel. Wenn man das aber machen will, dann ist das möglich», betont Stalder.
Tatsache bleibt: Die vielerorts teils massiv steigenden Strompreise werden im kommenden Jahr zahlreiche schwächere Haushaltsbudgets weiter belasten.