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Hin und Her bei US-Zöllen Verunsicherte Unternehmer greifen zum Sorgentelefon

Der Branchenverband Swissmem hat ein Beratungstelefon eingerichtet, bei dem sich Firmen mit Zollfragen melden konnten. Der Draht lief heiss, denn viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind verunsichert.

Die US-Zölle haben die vergangene Woche geprägt und für grosse Verunsicherung bei Schweizer Unternehmen gesorgt. Etwa bei den Firmen im Maschinenbau.

Der Branchenverband Swissmem hat deshalb kurzfristig ein Beratungstelefon eingerichtet, bei dem sich Firmen mit Zollfragen melden konnten. Davon wurde rege Gebrauch gemacht.

So viel Verunsicherung wie zur Corona-Pandemie

Über 100 Mal hat das Telefon bei Swissmem geklingelt, sagt Jean-Philippe Kohl, Leiter der Wirtschaftspolitik, in einem Sitzungszimmer in Zürich West. Swissmem ist eine Art Pulsmesser für die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie. In den vergangenen anderthalb Wochen ist der Puls der Firmen gestiegen. So viel Erklärungsbedarf habe es letztes Mal beim Ausbruch der Corona-Pandemie gegeben.

Person arbeitet präzise an Metallmaschine.
Legende: Bei manchen Schweizer Firmen im Maschinenbau ist die Verunsicherung durch Trumps Zollpolitik gross. Gaetan Bally/Keystone

Viele Firmen melden sich dabei mit ganz konkreten Fragen, zum Beispiel: Eine Lieferung einer Schweizer Firma ist am 7. April in den USA angekommen. Also zwei Tage vor der Einführung des Zollsatzes von 31 Prozent. Die Firma fragte sich nun, wann die Ware abgewickelt wird.

«Wird es noch am 7. April sein, so wären es zehn Prozent. Bleibt die Ware aber etwas liegen und es wird der 9. oder 10. April, so wären es 31 Prozent.» Welcher Zollsatz gilt jetzt? «Die Regulatoren sehen vor, dass wenn die Ware im Transferbereich der USA ist, dann der Tag gelte, an dem das geschehen ist. Das ist vor dem 9. April, also 10 Prozent», sagt Jean-Philippe Kohl, Leiter der Wirtschaftspolitik.

Der angedrohte Zollsatz von 31 Prozent blieb schliesslich nicht einmal einen ganzen Tag bestehen. Mussten Schweizer Unternehmen zu diesem Zollsatz abrechnen? «Höchstwahrscheinlich nicht», so Kohl.

Ungewisse Zukunft trotz ausgesetzter Zölle

Für die Firmen bedeuten diese Fragen vor allem eines: viel Papierkram. Dass die Zölle von 31 Prozent nun während 90 Tagen ausgesetzt wurden, sorgt für keine Entspannung.

Bis die Maschine geliefert wird, können Monate vergehen.
Autor: Jean-Philippe Kohl Leiter Wirtschaftspolitik Swissmen

Denn wenn ein Unternehmen aus den USA beispielsweise eine Maschine bestellen wolle, dann bleibe vieles ungewiss, sagt Jean-Philippe Kohl. «Bis dann die Maschine geliefert wird, können Monate vergehen.» Und genau während dieser nächsten Monate wisse man nicht, wie es mit den Zöllen weitergehe. «Irgendwann muss man zum Kaufabschluss kommen – da muss man eine Vorstellung haben, welcher Zoll gilt.»

Unverständnis über politische Entscheidung

Anders als bei Corona habe diesmal nicht ein Virus, sondern eine politische Entscheidung die ganze Unsicherheit ausgelöst.

Das gemeinsame Ziel aller vernünftigen Menschen (...) ist es doch, den Wohlstand zu erhöhen. Hier machen wir einfach genau das Gegenteil.
Autor: Jean-Philippe Kohl Leiter Wirtschaftspolitik Swissmen

Wenn er in ein paar Monaten auf die ersten Apriltage zurückdenke, werde er sich wohl fragen, wie man auf die Idee komme, sich selber in beide Knie zu schiessen, sagt Kohl. «Das gemeinsame Ziel aller vernünftigen Menschen auf dieser Welt ist es doch, den Wohlstand zu erhöhen und den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Und hier machen wir einfach genau das Gegenteil», so Jean-Philippe Kohl.

Bei den Schweizer Unternehmen dürfte die Verunsicherung deshalb auch in den kommenden Monaten hoch bleiben.

Echo der Zeit, 12.04.2025, 18 Uhr

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