Die Benzinpreise in der Schweiz sind im Zuge der Ukrainekrise sprunghaft gestiegen: Um rund 25 Prozent – von knapp 1 Franken 70 auf über 2 Franken 10. Die gestiegenen Preise sorgen zum Teil für Unmut, andere nehmen es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis.
Schwerere Autos als die Nachbarn
Bei der Grösse der Autos ist die Schweiz international ein Schwergewicht. Kein Land in Europa fährt so schwere Fahrzeuge wie die Schweiz. Gut 1700 Kilo wiegt ein leeres Auto im Durchschnitt hierzulande. Das sind knapp 300 Kilo mehr als in der EU.
Doch jedes zusätzliche Kilo schraubt den Benzinverbrauch in die Höhe. «Man kann ganz grob sagen, dass pro hundert Kilo Mehrgewicht – je nach Technologie, die verbaut ist – der Verbrauch um 2 bis 5 Prozent steigt», sagt Christian Bach, Abteilungsleiter Verbrennungsmotoren bei der Eidgenössischen Material- und Forschungsanstalt Empa.
Die Bevölkerung der Schweiz greift also grundsätzlich tiefer ins Portemonnaie als ausländische Autofahrer und Autofahrerinnen. Einfach deshalb, weil der hiesige Fuhrpark üppig motorisiert ist.
Auch E-Autos sind schwer
Der Trend hin zu grossen und leistungsstarken Autos hat allerdings die Fortschritte auf technischer Seite weitgehend zunichtegemacht, erklärt Christian Bach. Die Fahrzeuge seien grundsätzlich sparsamer geworden. «Da wäre noch wesentlich mehr möglich gewesen, wenn die Autos nicht so viel schwerer geworden wären. Denn das Gewicht des Fahrzeugs ist nach wie vor ein Haupttreiber für den Verbrauch», sagt Bach.
Diese Entwicklung lässt sich konkret an einem Beispiel aufzeigen. Zu Beginn der 1970er-Jahre, unmittelbar vor der Ölkrise, verbrauchte der damals beliebte VW-Käfer zehn Liter Benzin für 100 Kilometer. Dies bei einem Gewicht von 900 Kilo. Heute lässt sich mit derselben Menge Treibstoff ein 2000 kg-Fahrzeug bewegen.
Die Ölkrise war also mit ausschlaggebend, dass die Fahrzeuge sparsamer geworden sind. Was dieses Mal die Folge der extremen Preisentwicklung sein könnte, ist noch unklar. Der Wandel hin zur Elektromobilität dürfte allerdings beschleunigt werden. Nicht enden dürfte hingegen die Vorliebe für grosse E-Autos. Denn viele der Elektrofahrzeuge haben stattliche Dimensionen und sind alles andere als Leichtgewichte.