Der Verwaltungsratspräsident von Sunrise heisst Michael Fries. Ein US-Amerikaner, der in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt ist. In den USA ist er Konzernchef der Firma Liberty Global. In dieser Funktion erhält er so hohe Saläre, dass es auch für amerikanische Verhältnisse aussergewöhnlich ist. Eine Recherche von SRF zeigt, dass Michael Fries als Chef von Liberty Global in den vergangenen 10 Jahren Saläre und Boni von insgesamt 524 Millionen Dollar kassiert hat.
Liberty Global ist vor 20 Jahren in den Schweizer Markt vorgestossen und hat die Firma Cablecom übernommen, die damals grösste Anbieterin von Kabelanschlüssen für den TV- und Internetempfang. Cablecom wurde in UPC umbenannt. Vor fünf Jahren hat Liberty auch Sunrise übernommen. Die beiden Firmen wurden fusioniert und von Liberty komplett kontrolliert. Die neue Sunrise ist für die Schweiz im Bereich der Telekommunikation eine systemrelevante Firma mit mehr als drei Millionen Kundinnen und Kunden in der Mobiltelefonie. Vor fünf Monaten ging das Unternehmen an die Börse.
Amerikanisierung von Sunrise
Bei Sunrise zeichnet sich nun eine Amerikanisierung der Firmenkultur ab mit exorbitanten Zahlungen in der Teppichetage. Drei von sieben Leuten im Verwaltungsrat sind Bürger aus den USA. Vor drei Wochen wurde bekannt, dass Firmenchef André Krause im Zusammenhang mit dem Börsengang Boni von 15 Millionen Franken erhält. Es ist eine der höchsten Vergütungen für eine Chefposition in der Schweiz. Dabei beschäftigt Sunrise nur gerade 2850 Personen.
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Bild 1 von 2. Michael Fries, Verwaltungsratspräsident von Sunrise. Bildquelle: Sunrise.
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Bild 2 von 2. André Krause, Chef von Sunrise. Bildquelle: Keystone/Goran Basic.
Die hohen Zahlungen an die Geschäftsleitung stehen in Kontrast zum Stellenabbau - in den vergangenen Jahren wurden bei Sunrise 600 Stellen gestrichen. Der Bonus erscheint auch im Branchenvergleich mit der Swisscom ungewöhnlich hoch. Der Chef von Swisscom hat im vergangenen Jahr eine Zahlung von knapp zwei Millionen Franken erhalten.
Auf Anfrage von SRF rechtfertigt Sunrise die hohen Zahlungen an den Firmenchef. Die Vergütung stehe in Zusammenhang mit dem erfolgreichen Börsengang. Die Auszahlung hänge teils vom Erfolg an der Börse ab – und dem Erreichen von Zielen.
Hohe Verluste bei Sunrise
Bei Sunrise erhält die Geschäftsleitung derzeit hohe Boni trotz miserabler Geschäftszahlen. Seit der Fusion von UPC und Sunrise vor vier Jahren hat das Unternehmen zusammengerechnet einen Verlust von 662 Millionen Franken gemacht.
Die Verluste stehen auch in Zusammenhang mit den hohen Kosten aus dem Zusammenschluss und dem Börsengang. Seit Jahren stagniert aber der Umsatz bei rund drei Milliarden Franken, es gibt kaum Möglichkeiten zu wachsen. Sunrise leidet unter einem Schuldenberg von 4.6 Milliarden Franken. Hinzu kommen teure Leasingverträge von mehr als einer Milliarde, viele technische Anlagen gehören nicht Sunrise selber, sondern werden gemietet.
Grosse Risiken
In den Geschäftsbüchern schlummern grosse Risiken. Das Unternehmen hat in der Bilanz einen Goodwill von sechs Milliarden Franken. Ein Goodwill wird bei Firmenübernahmen als Wert aufgelistet, wenn man davon ausgeht, dass sich das Geschäft positiv entwickelt. Läuft das Geschäft allerdings schlechter als erwartet, dann drohen grosse Abschreiber und massive Verluste. Es ist ein latentes Risiko in den Geschäftsbüchern von Sunrise.