Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 sind die Treibstoffpreise in der Schweiz gestiegen. Die Wettbewerbskommission (Weko) sieht aber keine Anhaltspunkte für Preisabsprachen an den Zapfsäulen. Sie hatte wegen steigender Preise mehrfach Hinweise erhalten.
Gründe für gleichzeitig steigende Preise an Tankstellen gebe es mehrere, so die Weko in ihrem Jahresbericht 2022. Das könne etwa der Rohölpreis sein, der Franken-Dollar-Wechselkurs, Steuern und Abgaben und Frachtkosten auf dem Rhein. Grundsätzlich sei die Erhöhung nachvollziehbar gewesen.
Ohne Absprache zulässig
Dass Konkurrenten denselben Preis anschrieben, ist gemäss Weko kartellrechtlich unproblematisch, solange sie sich nicht absprechen. Unterschiede von Region zu Region und Aufschläge an Autobahn-Tankstellen dürften auf «unterschiedliche Kostenstrukturen» und «unterschiedliche Wettbewerbsintensität» zurückzuführen sein.
Laut Weko stiegen die Preise für Benzin und Diesel von Februar bis Juli 2022 von durchschnittlich Fr. 1.91 auf 2.33 Franken. Danach sanken sie wieder etwas. Derzeit liegen sie bei etwa 1.90 Franken.
Weko verteidigt sich gegen Vorwürfe
Des Weiteren verteidigt die Weko ihre Rolle bei der Beschaffung von Gas für den Winter 2022/2023. Das Kartellrecht sollte nicht aussen vor bleiben. Ungerechtfertigte Einschränkungen des Wettbewerbs sollte es nicht geben, und niemand im Markt sollte ohne zwingendes Erfordernis bevorzugt oder benachteiligt werden, so die Weko.
Die Gasbranche habe der Weko «unbegründet» vorgeworfen, mit dem Pochen auf das Kartellgesetz die Beschaffung von Gas zu verzögern, sagte Weko-Direktor Patrik Ducrey vor den Medien. Das Sekretariat der Weko habe sich weder gegen den gemeinsamen Gas-Einkauf gestellt, noch Arbeiten verzögert.
Der Präsident der Schweizerischen Gasindustrie, Martin Schmid, hatte im Juli 2022 seinem Ärger über die Weko in einem Interview mit den CH-Media-Titeln Luft gemacht. Für die Weko gehe auch in einer Krise das Kartellrecht vor, und es habe ihn massiv geärgert, dass die Weko nicht Hand geboten habe zu einer pragmatischen Lösung, sagte er damals.