Daniel Lehmann betreibt an der Stadtberner Grenze auf rund 15 Hektaren Ackerbau. Für den Laien unterscheidet sich seine Anbaumethode auf den ersten Blick nicht von derjenigen anderer Bauern. Doch der Effekt, sagt er, sei riesig: «Wenn alle Bauern diese Methode anwenden würden, könnte man das CO2-Problem lösen. Das ist meine Überzeugung.»
Zwei Tonnen CO2 für eine Tonne Humus
Lehmann nutzt die Eigenschaft von Grünpflanzen zur Photosynthese. Die Pflanzen wandeln CO2 aus der Luft in Nährstoffe um. Diese werden von Würmern und anderen Bodenorganismen zu Humus verarbeitet.
Vereinfacht gesagt, speichert Daniel Lehmann CO2 aus der Luft im Boden – in Form von Humus. In einem von ihm angepflanzten Feld wachsen Grünplanzen zwischen den Maisreihen. Nach der Ernte bedeckt Lehmann die Böden mit abgestorbenen Pflanzen der Vorkulturen und mit Hofdünger, statt sie zu pflügen. So steigert er den Humus-Anteil.
Auf gepflügten Äckern entweicht CO2
Im konventionellen Anbau werden Felder gepflügt. So entweicht CO2 in die Atmosphäre. Sonne und Regen tragen zur Erodierung der ungeschützten Böden bei. Darum geht der Humus-Gehalt vieler Schweizer Ackerböden zurück.
Auf Bauer Lehmanns Äckern dagegen nimmt er zu: «Mit Bodenproben stellen wir fest, dass wir in zehn Jahren etwa ein Prozent Humus steigern konnten.» Ein Prozent entspricht im Fall von Daniel Lehmann rund 25 Tonnen Humus pro Hektare. Dafür haben die Pflanzen auf dieser Fläche 50 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre absorbiert – jährlich fünf Tonnen. «Rechnet man das hoch auf die Ackerfläche der Schweiz, 300'000 Hektaren, dann wären das 1.5 Mio. Tonnen CO2», sagt Daniel Lehmann, «das ist sehr, sehr viel.»
Methode wird wissenschaftlich erforscht
In Zollikofen erforschen Bodenfachleute des Kantons Bern, wie sich Humus am besten produzieren lässt. Im Fokus: die Methode von Daniel Lehmann. Andreas Chervet, Leiter der kantonalen Fachstelle Bodenschutz: «Die Methode funktioniert.» Der Experte rechnet aber mit weniger Humus als Lehmann: «Gemäss meiner Erfahrung lässt sich auf einer Hektare pro Anbaujahr maximal eine Tonne Humus anreichern.» Damit wäre der Effekt zweieinhalb Mal geringer als von Daniel Lehmann errechnet, aber immer noch signifikant.
Die Methode funktioniert.
Indes können Pflanzen nicht beliebig lange CO2 zu Humus verarbeiten. Nach 20 bis 30 Jahren erreicht der Boden sein ökologisches Gleichgewicht, die Klimax. Ab diesem Zeitpunkt gibt der Boden gleichviel CO2 ab, wie er aufnimmt. Der positive Effekt ist also begrenzt. Dennoch unterstützt der Experte die Anbaumethode: «Bis zum Zeitpunkt der Klimax ist das fachlich wie politisch förderungswürdig.»
Methode ist wirtschaftlich
Daniel Lehmann politisierte im Berner Stadtparlament für die SVP – eine Partei, die nicht dafür bekannt ist, für grüne Anliegen einzustehen. Kein Widerspruch für ihn. Zentral sei, an Klima und Umwelt zu denken: «Im Prinzip ist jeder Bauer grüner als der grünste Politiker, denn das wertvollste Gut, das der Pflanzen-Bauer hat, ist der Boden. Wenn wir den Boden schützen, tun wir indirekt so viel für die Umwelt, dass wir grüner sind als jeder Nicht-Bauer, der grün denkt.»
Wenn wir den Boden schützen, tun wir indirekt so viel für die Umwelt, dass wir grüner sind als jeder Nicht-Bauer, der grün denkt.
Zudem rechne sich seine Anbau-Methode, weil er Geld spare, wenn er nicht pflüge. Die Kehrseite: Weil die mechanische Unkrautvernichtung wegfällt, muss er derzeit noch mehr Pestizide einsetzen. Er setzt seine Hoffnung in alternative Methoden zur Bekämpfung von Unkraut, die schon bald marktreif sein sollen. Alles in allem ist Daniel Lehmann überzeugt, dass seine Anbaumethode vor dem Hintergund der Klimadebatte viel Potential hat.