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Inflation in den USA steigt Trumps billige Eier müssen erst noch gelegt werden

Im Wahlkampf versprach Donald Trump, die Inflation zu bändigen. Nun steigen die Preise unerwartet stark an.

«Make Eggs Cheap Again!»: Bei seinen Wahlkampfauftritten schmetterte Donald Trump seinen Anhängern das Versprechen entgegen, Eier wieder billig zu machen. In den letzten Jahren sind die Lebensmittelpreise in den USA nämlich exorbitant gestiegen. Gerade die weniger vermögenden Menschen ächzen darunter.

Trump hält Medienkonferenz in Bedminster (August 2024).
Legende: Im letzten Sommer posierte Trump medienwirksam vor einem reich gedeckten Tisch mit Früchten, Frühstücksflocken und Keksen. Die Botschaft: Unter der vermeintlich inkompetenten Biden-Administration sind die Lebensmittelpreise explodiert. Getty images/Adam Gray

«Wir bringen die Preise runter – und das vom ersten Tag meiner Amtszeit», versprach Trump noch im Dezember in einem TV-Interview. Er habe die Wahl auch gewonnen, weil sich die Preise für Schinken, Äpfel und Eier unter Präsident Biden verdoppelt, ja sogar verdreifacht hätten.

Mittlerweile ist Trump seit bald einem Monat im Amt. Und Wirtschaftswunder kann offenbar auch der Dealmaker nicht vollbringen: Vergangene Woche zeigten die Zahlen der Zentralbank, dass die Preise für ein Dutzend Eier seit seinem Amtsantritt um fast fünf Dollar gestiegen sind.

Teuerung stieg im Januar an

Nun fliegt dem US-Präsidenten sein «Eierversprechen» um die Ohren. SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg relativiert aber: «In den USA grassiert derzeit die Vogelgrippe, das schränkt das Angebot ein und treibt die Preise hoch.»

Steigt der Benzinpreis, sind die Amerikanerinnen und Amerikaner schnell einmal keine Fans mehr von Trumps Wirtschaftspolitik.
Autor: Sven Zaugg Wirtschaftsredaktor von SRF

Am Mittwoch sauste auch noch der Inflationshammer auf den republikanischen Präsidenten nieder: So hat sich die Teuerung in den USA seit Jahresbeginn überraschend verstärkt und den höchsten Stand seit einem halben Jahr erreicht.

«Die wichtigsten Inflationstreiber waren die steigenden Wohnkosten und die Benzinpreise», erklärt Zaugg. «Und gerade beim Benzin sind die Amerikanerinnen und Amerikaner sehr sensibel: Steigt hier der Preis, sind sie schnell einmal keine Fans mehr von Trumps Wirtschaftspolitik.»

Texanerin kauft Eier ein.
Legende: Im Januar stiegen die Konsumentenpreise im Jahresvergleich um 3.0 Prozent, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Getty Images/Brandon Bell

Führende Demokraten schlachten die Zahlen genüsslich aus. «Sie konzentrieren sich offenbar lieber auf Massendeportationen und Begnadigungen von Kapitol-Stürmern, statt die Preise herunterzubringen», schrieben sie kürzlich in einem offenen Brief an den Präsidenten.

Alles Bidens Schuld?

«Biden Inflation up» – «Biden’s Inflation steigt», konterte Trump auf seinem Kurznachrichtendienst «Truth Social». Damit hat er durchaus einen Punkt: Denn Biden war noch bis am 20. Januar im Amt. «Es wird aber interessant sein, wie Trump auf die Februar-Zahlen reagiert. Denn für sie ist er allein verantwortlich», sagt Wirtschaftsredaktor Zaugg.

Trump drängt auf Senkung des Leitzinses

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Ein beliebtes Instrument gegen die Teuerung ist es, den Leitzins anzuheben. Die US-Notenbank FED befindet sich allerdings in einer ungemütlichen Situation: Trump drängt sie dazu, so schnell wie möglich die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.

SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg ist diesbezüglich skeptisch: «Es läuft ja in den USA, die Wirtschaft brummt – auch wenn die Schuldenlast recht hoch ist. Deswegen muss man die Produktion nicht noch weiter ankurbeln, nur damit man bessere Zahlen präsentieren kann.»

Dass die FED den Leitzins anhebt, ist allerdings auch unwahrscheinlich: Mit 4.5 Prozent ist er nämlich noch immer verhältnismässig hoch.

Trumps Versprechen mögen fürs Erste an der Realität abgeprallt sein – und die Demokraten zeigen unverhohlene Schadenfreude. Abseits der Schuldzuweisungen der politischen Lager bilanziert Zaugg: «Dass sich die Inflation weiter hartnäckig hält, ist aus US-Sicht ein beunruhigender Trend.» Und daran dürfte der neue Mann im Oval Office durchaus einen Anteil haben: «Trumps Wirtschaftspolitik treibt die Teuerung eher an, als dass sie sie dämpft. Das haben sehr viele Ökonomen so erwartet.»

Trump vor heikler Abwägung

Durch Trumps Zollpolitik dürfte sich dieser Trend noch verstärken, so Zaugg. Denn die Zölle seien kein blosses Druckmittel für Verhandlungen mit anderen Staaten – sie würden auch tatsächlich eingeführt. «Und wenn Importe in die USA teurer werden, treibt das auch die Inflation an.»

Am Ende muss Trump also abwägen: Die Zölle schützen zwar einen kleinen Teil der heimischen Produktion, der negative Einfluss durch teurere Importe trifft die Wirtschaft aber ungleich härter. «Am Schluss zahlen es die amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten aus dem eigenen Sack», schliesst Zaug.

SRF 3, 13.02.2025, 7:42 Uhr ; 

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