«Make Eggs Cheap Again!»: Bei seinen Wahlkampfauftritten schmetterte Donald Trump seinen Anhängern das Versprechen entgegen, Eier wieder billig zu machen. In den letzten Jahren sind die Lebensmittelpreise in den USA nämlich exorbitant gestiegen. Gerade die weniger vermögenden Menschen ächzen darunter.
«Wir bringen die Preise runter – und das vom ersten Tag meiner Amtszeit», versprach Trump noch im Dezember in einem TV-Interview. Er habe die Wahl auch gewonnen, weil sich die Preise für Schinken, Äpfel und Eier unter Präsident Biden verdoppelt, ja sogar verdreifacht hätten.
Mittlerweile ist Trump seit bald einem Monat im Amt. Und Wirtschaftswunder kann offenbar auch der Dealmaker nicht vollbringen: Vergangene Woche zeigten die Zahlen der Zentralbank, dass die Preise für ein Dutzend Eier seit seinem Amtsantritt um fast fünf Dollar gestiegen sind.
Teuerung stieg im Januar an
Nun fliegt dem US-Präsidenten sein «Eierversprechen» um die Ohren. SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg relativiert aber: «In den USA grassiert derzeit die Vogelgrippe, das schränkt das Angebot ein und treibt die Preise hoch.»
Steigt der Benzinpreis, sind die Amerikanerinnen und Amerikaner schnell einmal keine Fans mehr von Trumps Wirtschaftspolitik.
Am Mittwoch sauste auch noch der Inflationshammer auf den republikanischen Präsidenten nieder: So hat sich die Teuerung in den USA seit Jahresbeginn überraschend verstärkt und den höchsten Stand seit einem halben Jahr erreicht.
«Die wichtigsten Inflationstreiber waren die steigenden Wohnkosten und die Benzinpreise», erklärt Zaugg. «Und gerade beim Benzin sind die Amerikanerinnen und Amerikaner sehr sensibel: Steigt hier der Preis, sind sie schnell einmal keine Fans mehr von Trumps Wirtschaftspolitik.»
Führende Demokraten schlachten die Zahlen genüsslich aus. «Sie konzentrieren sich offenbar lieber auf Massendeportationen und Begnadigungen von Kapitol-Stürmern, statt die Preise herunterzubringen», schrieben sie kürzlich in einem offenen Brief an den Präsidenten.
Alles Bidens Schuld?
«Biden Inflation up» – «Biden’s Inflation steigt», konterte Trump auf seinem Kurznachrichtendienst «Truth Social». Damit hat er durchaus einen Punkt: Denn Biden war noch bis am 20. Januar im Amt. «Es wird aber interessant sein, wie Trump auf die Februar-Zahlen reagiert. Denn für sie ist er allein verantwortlich», sagt Wirtschaftsredaktor Zaugg.
Trumps Versprechen mögen fürs Erste an der Realität abgeprallt sein – und die Demokraten zeigen unverhohlene Schadenfreude. Abseits der Schuldzuweisungen der politischen Lager bilanziert Zaugg: «Dass sich die Inflation weiter hartnäckig hält, ist aus US-Sicht ein beunruhigender Trend.» Und daran dürfte der neue Mann im Oval Office durchaus einen Anteil haben: «Trumps Wirtschaftspolitik treibt die Teuerung eher an, als dass sie sie dämpft. Das haben sehr viele Ökonomen so erwartet.»
Trump vor heikler Abwägung
Durch Trumps Zollpolitik dürfte sich dieser Trend noch verstärken, so Zaugg. Denn die Zölle seien kein blosses Druckmittel für Verhandlungen mit anderen Staaten – sie würden auch tatsächlich eingeführt. «Und wenn Importe in die USA teurer werden, treibt das auch die Inflation an.»
Am Ende muss Trump also abwägen: Die Zölle schützen zwar einen kleinen Teil der heimischen Produktion, der negative Einfluss durch teurere Importe trifft die Wirtschaft aber ungleich härter. «Am Schluss zahlen es die amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten aus dem eigenen Sack», schliesst Zaug.