Jahrelang überwog das Wehklagen über den Schweizer Franken. Insbesondere die Schweizer Exporteure gaben den Ton an. Der starke Franken führe zu einem ständigen Preisverhandlungskampf oder im schlimmsten Fall zu Margenverlusten, das heisst hiesige Firmen mussten die Preise senken, weil die ausländischen Abnehmer mit ihrer schwächelnden Währung nicht mehr mitmachten.
Das ständige Klagen, je nach Selbstfertigungsgrad berechtigt oder weniger, fand Gehör: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kaufte für Unmengen Geld Aktien und Anleihen in Euro und Dollar, um den Franken zu schwächen. Denn ein zu starker Franken ist nicht gut fürs Geschäft.
Starker Franken plötzlich willkommen
Doch nun hat der Wind gedreht. Seit rund zwei Monaten bezeichnet die SNB nicht mehr den starken Franken, sondern die gestiegene Inflation als grösste Sorge. Sie lag im Juli bei 3.4 Prozent und belastet die Portemonnaies in der Schweiz. Mit Zinserhöhungen wollen die SNB-Preishüter die Situation auf mittlere Frist in den Griff bekommen. Eine Inflation unter zwei Prozent wäre das Ziel. Eine erste Zinserhöhung hatte die SNB sogar noch vor der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgenommen.
Der Franken erstarkte in der Folge weiter. Aber anders als früher ist es erstaunlich ruhig um die Exporteure geworden. Offenbar schaffen sie es mehrheitlich noch, ihre Preise am Markt durchzusetzen – mit dem Argument «Inflation». Und die Konsumentinnen und Konsumenten sind sowieso froh: Der starke Franken ist ein wichtiger Faktor, weshalb die Schweiz bezüglich Inflation vergleichsweise gut davonkommt. Bekanntlich liegt diese im Euroraum bei 8.9 Prozent und ähnlich hoch in den USA.
Schwierige Prognosen
Der Mechanismus ist einfach: Wenn der Franken erstarkt, profitieren Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch Importeure. Die teils massiv höheren Preise ausländischer Produkte werden so wieder etwas reduziert.
Wie sich die Inflation und der Franken entwickeln werden, ist schwer vorauszusagen und hängt stark von den internationalen Energiepreisen und der Geldpolitik der SNB ab. Aber eines ist klar: Im aktuellen Umfeld ist ein starker Franken für einmal willkommen.