Nach fünf Zinserhöhungen verzichtet die Schweizerische Nationalbank SNB auf eine weitere Anhebung des Leitzinses. Dieser bleibt damit unverändert bei 1.75 Prozent. Die Mieten hängen jedoch vom Referenzzinssatz ab – und dieser dürfte in Zukunft erneut steigen, unabhängig von weiteren geldpolitischen Entscheiden. Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, spricht über die Inflationsprognose.
SRF News: Besteht die Möglichkeit, dass Sie im Dezember die Zinsen noch einmal erhöhen und der nächste Zinshammer Mieterinnen und Mieter einfach etwas später trifft?
Thomas Jordan: Es hängt immer davon ab, wie stark die Hypothekarzinsen von diesem geldpolitischen Entscheid betroffen sind. Wir haben gesehen, dass die längerfristigen Sätze relativ stark rasch angestiegen sind. Und in der letzten Zeit haben sich auch die kurzfristigen erhöht, wenn auch nicht auf das gleiche Niveau.
Im Winter dürften die Energiepreise noch stärker steigen, was die Teuerung weiter anheizt. Wie sehr besorgt Sie das?
Das hat natürlich einen bestimmten Einfluss. Laut unserer Inflationsprognose sind wir jetzt bei etwa 1.6 Prozent. Diese Zahl war vorher etwas höher. Wir gehen davon aus, dass das im Moment der Tiefpunkt ist und die Inflation wieder bis auf ein Maximum von etwa 2.2 Prozent ansteigen wird.
Energie und Mieten sind die beiden Haupttreiber der Inflation.
Dieser Unterschied ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Das eine ist Energie. Strom wird im Januar noch einmal teurer und Öl ist bereits etwas teurer geworden. Das andere sind die Mieten. Diese kommen jetzt im November. Das sind die beiden Haupttreiber der Inflation.
Im Moment steigen die Preise auch für viele Güter im Inland, unabhängig von Energie und Mieten. So werden Nahrungsmittel und Krankenkassenprämien teurer – die gefühlte Inflation ist hoch. Was sagen Sie Leuten, die in dieser Situation Mühe haben, mit ihrem Lohn auszukommen?
Uns ist bewusst, dass die Inflation keine gute Sache ist und das Leben insbesondere der Leute mit tiefem Einkommen erschwert. Deswegen ist Preisstabilität das Ziel der Nationalbank. Wir setzen alles an eine tiefe Inflation.
Wir sind in der Schweiz in einer vergleichsweise guten Situation.
Im internationalen Vergleich stehen wir natürlich viel besser da: Bei uns betrug die Inflation maximal 3.5 Prozent, im Ausland hingegen bis zu 10 Prozent. Das zeigt, dass wir in der Schweiz immer noch in einer vergleichsweise guten Situation sind. Aber es ist unsere Aufgabe, die Inflation möglichst unterhalb von 2 Prozent zu halten. Und wir setzen unsere Geldpolitik so an, dieses Ziel zu erreichen.
Das Gespräch führte Jan Baumann.