Zum Inhalt springen

Inflation und Corona-Nachwehen Tiroler Ferienorte kämpfen um Gäste aus der Schweiz

Österreich ist für Skiferien bei Schweizer Gästen weniger beliebt. Denn die Schweiz ist nicht mehr viel teurer.

An den Pisten liegt es nicht. Die sind im Tirol so gut wie in der Schweiz. Auch Gastfreundschaft und Gastronomie werden immer gelobt. Die Region Serfaus-Fiss-Ladis verzeichnet zwar noch immer am meisten Übernachtungen von Schweizern und Schweizerinnen im Tirol. Beliebt ist die Region vor allem bei Familien.

Doch der Anteil der Gäste aus dem westlichen Nachbarland hat in den letzten Jahren von 13 auf 10 Prozent abgenommen. Diese Entwicklung steht für alle Ferienorte im Tirol – dem beliebtesten österreichischen Bundesland bei Schweizer Feriengästen.

Zwei Skifahrer auf schneebedecktem Hang vor Bergkulisse.
Legende: Skipisten im Tirol – bei Schweizern und Schweizerinnen weniger hoch im Kurs. Harry Stitzel / SRF

Die Zahl der Übernachtungen liegt noch immer unter dem Stand von vor Corona. 2019 verzeichnete Serfaus-Fiss-Ladis in der Wintersaison 212'000 Übernachtungen von Schweizer Feriensuchenden. 2024 waren es noch 156'000, wie Zahlen der Österreicher Tourismus-Marketingorganisation «Österreich Werbung» zeigen. Im Sommer ist der Rückgang sogar noch grösser.

Schweizer Feriengäste sind wichtig für das Tirol. In Serfaus-Fiss-Ladis sind sie nach den Deutschen und Niederländern die drittgrösste ausländische Gästegruppe.

Skipässe neun Prozent teurer

Dass sie weniger zahlreich anreisen, habe mit höheren Preisen zu tun. Eine Skitageskarte kostet in der aktuellen Wintersaison 76 Euro, das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Schweizer haben einen guten Job gemacht.
Autor: Christof Schalber Geschäftsführer Bergbahnen Serfaus

Christof Schalber, Geschäftsführer der Bergbahnen von Serfaus, gesteht aber auch ein: «Die Schweizer haben einen guten Job gemacht». Er meint damit «sehr gute Investitionen in die Infrastruktur» in den vergangenen Jahren in der Schweiz.

Tourismusforscherin Monika Bandi von der Universität Bern bestätigt, dass Schweizer Skiorte innovativer geworden sind. Zum Beispiel mit günstigeren Skiabonnementen, wie dem «Magic Pass», mit dem mehrere Skigebiete genutzt werden können. «Das Preis-Leistungs-Verhältnis wurde damit positiver für den Gast», sagt Bandi.

Kellnerin serviert Essen auf sonniger Terrasse in den Alpen.
Legende: Gegessen wird in Österreich immer noch günstiger als in der Schweiz. Harry Stitzel / SRF

Man spüre in Österreich auch noch immer den Corona-Effekt, der auf die Einnahmen drücke, sagt Christof Schalber von den Bergbahnen Serfaus. «Die Schweiz hatte damals den Vorteil, eine Wintersaison zu nutzen, als wir für ausländische Gäste nicht öffnen durften». Deshalb seien einige Schweizer Stammgäste wohl in die Heimat zurückgekehrt und nicht mehr wiedergekommen.

Österreich leidet unter hoher Inflation

Erschwerend sei für den österreichischen Tourismus auch, dass die Preise in den vergangenen Jahren viel höher gestiegen seien als in der Schweiz. Das sagt Lukas Heymich, Direktor des Tourismusverbands Serfaus-Fiss-Ladis.

Die Ferien in Österreich sind im Vergleich zur Schweiz teurer geworden.
Autor: Lukas Heymich Direktor Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis

30 Prozent beträgt die Inflation seit 2018, im Vergleich zu sechs Prozent in der Schweiz im selben Zeitraum. Das führe überall zu Preissteigerungen: bei Hotels, Ferienwohnungen, Bergbahnen und Skischulen. «Ferien in Österreich sind im Vergleich zur Schweiz teurer geworden», sagt Heymich.

Auch Après-Ski-Hochburgen sind betroffen

Ischgl, eine Fahrstunde von Serfaus entfernt, spürt ebenfalls einen Rückgang der Schweizer Gäste.

DJ Ramazotti mit einem Mikrofon in der Hand.
Legende: Aprés-Ski in Ischgl: Schweizer Gäste gesucht, hier bei DJ Ramazotti im «Kuhstall». Harry Stitzel / SRF

Insgesamt verlaufe die aktuelle Wintersaison dank schönem Wetter und guten Schneeverhältnissen zwar positiv, ähnlich wie in allen Ferienregionen Österreichs.

Doch im Dezember 2024 habe man fünf Prozent weniger Schweizer Übernachtungen verzeichnet. Im Januar läge das Minus noch bei einem Prozent, sagt Günther Zangerl, Chef der Silvrettabahn in Ischgl. Umso wichtiger sei es, dass man die persönlichen Dienstleistungen für die Feriengäste weiterentwickle.

10 vor 10, 7.2.2025, 21:50 Uhr

Meistgelesene Artikel