Kleider und Nahrungsmittel kosten aktuell mehr als noch vor einem Jahr. Im Durchschnitt stiegen die Preise zuletzt um drei Prozent. Wenn viele Waren teurer werden, heben die Unternehmen ihre Preise an.
Weil sie müssen oder können, erklärt Claude Maurer, Chefökonom der Credit Suisse Schweiz: «Wer kann, erhöht seine Preise als Unternehmen. Die Unternehmen haben höhere Kosten und höhere Lohnkosten und versuchen, einen Teil der Kostensteigerungen an Konsumentinnen und Konsumenten weiterzugeben.» Aber auch wegen höherer Transport- und Energiekosten müssten die Unternehmen tiefer in die Tasche greifen.
Preiserhöhungen wieder salonfähig
Ob und wie viel die Firmen noch als zusätzliche Marge draufschlagen, sei im Einzelfall schwierig herauszufinden, so Maurer: «Teilweise können Unternehmen ihre Preise über Gebühr erhöhen. In inflationären Zeiten sind Preiserhöhungen wieder salonfähig.». Allerdings deuteten die aktuellen Geschäftszahlen der Unternehmen nicht darauf hin, dass sie generell viel mehr Profite machten.
Die aktuellen Geschäftszahlen deuten nicht darauf hin, dass die Unternehmen generell viel mehr Profite machen.
«Mit Blick auf das Gros der Unternehmen ist es einfach der Versuch, die gestiegenen Kosten weiterzugeben. Weltweit sinken die Margen der börsenkotierten Unternehmen.» Das deute eher darauf hin, dass die Unternehmen ihre höheren Kosten nicht vollständig an die Kundschaft weitergeben könnten.
Treibstoffe im Visier
Die Frage nach ungerechtfertigten Preiserhöhungen stellt sich vor allem dort, wo die Preise kräftig steigen und dies innerhalb einer ganzen Branche. Am augenfälligsten waren solche Preissprünge jüngst bei den Treibstoffen, beim Heizöl, Benzin und Diesel.
Deshalb hat sich der Preisüberwacher die Treibstoffpreise in der Schweiz genauer angeschaut. Seinen Bericht wird er in Kürze publizieren, wie er auf Anfrage schreibt. Auch die Wettbewerbskommission (Weko) nahm die Treibstoffpreise unter die Lupe – nicht zuletzt aufgrund von Rückmeldungen aus der Bevölkerung.
Keine Indizien für Absprachen
Die Weko ging unter anderem der Frage nach, ob sich die Ölbranche gar abgesprochen hat. Dafür gebe es aber bislang keine Indizien, erklärt Weko-Vizedirektor Frank Stüssi: «Wir können uns die Preisentwicklung auf den Märkten aufgrund der Wechselkurse Franken/Dollar, Rohölpreise und Frachtkosten erklären.»
Die Preisentwicklung auf den Märkten ist durch die Wechselkurse Franken/Dollar, Rohölpreise und Frachtkosten erklärbar.
Allerdings gibt es eine Einschränkung: Die Weko kann die Situation nur in der Schweiz beurteilen. Doch gerade bei den internationalen Ölfirmen im Ausland stellen sich sehr wohl Fragen: Die gigantischen Gewinne dieser Firmen weisen durchaus darauf hin, dass sie die Teuerung nicht nur angekurbelt, sondern auch in hohem Masse davon profitiert haben.
Um ganz grundsätzlich ungerechtfertigten Preiserhöhungen einen Riegel zu schieben, sieht CS-Ökonom Maurer ein Mittel – den Wettbewerb. Dieser spiele glücklicherweise in vielen Branchen. In der Schweiz etwa beim Einkauf: «Die Hochpreisinsel Schweiz erlaubt es den Detailhändlern nicht, die Preise uneingeschränkt zu erhöhen, denn sonst fliesst die Nachfrage ins Ausland oder ins Internet ab.»
Und zusammen mit dem starken Schweizer Franken erklärt das auch, wieso die Teuerung in der Schweiz mit drei Prozent im Vergleich zum Ausland tief ist. Auch andere Stimmen, wie die Weko oder der Preisüberwacher, sehen im Wettbewerb ein disziplinierendes Mittel. Längst nicht alle Waren werden zudem teurer. Sehr viele werden auch günstiger, aktuell etwa Computer und Smartphones.