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Lohnerhöhungen können nicht mit Teuerung mithalten
Aus Rendez-vous vom 08.11.2022. Bild: KEYSTONE/Christian Beutler
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Teuerung Inflation frisst Lohnerhöhungen auf

Auf dem Papier steigen die Löhne, aber wegen der Inflation haben viele trotzdem nicht mehr Geld im Portemonnaie.

«Wir erleben gerade den grössten Reallohnverlust seit 80 Jahren.» Das schreibt die UBS und stützt sich auf ihre neuste Lohnumfrage bei 290 Unternehmen. Grund sind die Lohnerhöhungen, die schon vor einem Jahr ausgehandelt worden sind. So stiegen die Löhne auf Anfang 2022 im Durchschnitt um 1.1 Prozent. Doch dann kam die Inflation.

UBS-Ökonom Florian Germanier erklärt: «Das hatte zur Folge, dass die diesjährige Inflation die Lohnerhöhung von diesem Jahr zunichtemacht, und dass es sogar zu einem Einkommensverlust kommt.»

Kaufkraft schwindet dieses Jahr

Laut der neusten UBS-Umfrage haben die Angestellten in diesem Jahr 1.8 Prozent ihrer Kaufkraft verloren. Das heisst: Obwohl die Löhne Anfang 2022 auf dem Lohnzettel gestiegen sind, können sich die Menschen heute mit ihrem Geld weniger kaufen als noch vor einem Jahr.

Jetzt haben die Sozialpartner erneut verhandelt, wobei die Teuerung das dominierende Thema schlechthin war. Das Ergebnis: Die Löhne steigen erneut, quer durch alle Branchen, im Durchschnitt um 2.2 Prozent. Das ist so stark wie seit fast 15 Jahren nicht mehr.

Faktisch wird eine Nullrunde erwartet

Doch weil die Inflation noch immer hoch ist, wird auch diese Lohnerhöhung von der Teuerung wohl fast komplett aufgezehrt, so Florian Germanier, der die UBS-Studie mitverfasst hat: «Sicherlich ist es ein Stück weit überraschend, dass die Löhne nächstes Jahr unter dem momentanen Inflationsniveau sein werden.»

Er führt dieses eher schwache Verhandlungsergebnis auf zwei Gründe zurück: «Einerseits sehen wir in unserer Umfrage, dass sich die Wirtschaftsaussichten für Unternehmen eingetrübt haben.» Den Firmen mache die hohe Inflation, die gestiegenen Energiekosten und eine schrumpfende Auslandnachfrage zu schaffen.

Andererseits gingen viele Firmen davon aus, dass die Inflationsrate bald sinken könnte. Beides spreche gegen grosse Lohnerhöhungen, so der UBS-Experte.

Längerfristig höhere Löhne für Fachkräfte

Längerfristig sieht es für die Angestellten besser aus, ist er überzeugt: «Der Personalmangel spitzt sich zu: Er wird nicht nur grösser, sondern er wird auch immer breiter spürbar.» Deshalb könnten künftig bei den Lohnverhandlungen die Angestellten vermehrt am längeren Hebel sitzen.

Gut möglich, dass es ihnen bald wieder gelingen wird, Lohnerhöhungen auszuhandeln, die nicht nur nominal auf dem Papier gut aussehen, sondern die den Angestellten auch real mehr Geld bringen.

Rendez-vous, 8.11.2022, 12:30 Uhr

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