Eine mechanische Uhr ist ein kleines technisches Wunderwerk. Dutzende von Zahnrädern greifen ineinander und erwecken die Zeiger auf dem Ziffernblatt zum Leben. Doch mit der Zeit laufen selbst Präzisionsuhren weniger präzise, als stolze Trägerinnen und Träger sich dies wünschen.
Abweichungen im Zehntelsekunden-Bereich sind bei einer mechanischen Uhren nach Jahren im Einsatz normal, hängt die Genauigkeit doch auch von den Bewegungen des Trägers ab. Soll eine Uhr justiert werden, war der Gang zum Uhrmacher bislang unumgänglich. Horage, eine kleine Uhrenfirma aus Biel, will dies nun mit einer Innovation ändern und so den Markt für Uhrwerke auf den Kopf stellen.
Zu Hause statt beim Uhrmacher
Die Firma hat ein Verfahren entwickelt, mit welchem die Kundschaft ihre Uhr über eine Konsole selber einstellen kann – exakt auf die Zehntelsekunde. Möglich macht dies eine Hightech-Feder in der Uhr. Gesteuert wird sie über einen elektrischen Impuls über die Konsole, welche die Feder innerhalb der Uhr passgenau einstellt.
«Der Innovationsdruck ist bei grossen Firmen nicht immer gegeben», sagt Andi Feisl, der Chef von Horage. «Gerade die Schweizer Uhrenindustrie lebt von ihrem Status und muss nicht immer innovativ sein.»
Aber in den nächsten fünf bis zehn Jahren werde man eine erhöhte Innovationstätigkeit sehen. Er ist fest überzeugt, dass seine Innovation Erfolg haben wird.
Die Konkurrenz schläft nicht
Ob sich Horage mit der Innovation durchsetzen kann, hängt nicht zuletzt von der Reaktion der Wettbewerber ab. «Das grösste Fragezeichen für Horage ist, wie schnell einer der grossen Konkurrenten diese Technologie adaptieren wird», erklärt Branchenkenner Oliver Müller. «Denn diese Technologie kann langfristig betrachtet ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.»
Bei Swatch gibt man sich derweil gelassen: «Die Swatch Group als innovatives Powerhouse ist eine starke Befürworterin von Innovationen, und besonders von Schweizer Innovationen.» Man verfolge Produktinnovationen und freue sich, wenn Neuheiten in der Uhrenindustrie vorgestellt werden. «Wie das neue Uhrwerk ankommen wird, wird sich zeigen – wir sind gespannt.»
Ob sich die kleine Uhrenmanufaktur mit der Innovation am Markt behaupten kann, hängt auch davon ab, ob andere Marken die Innovation anwenden. «Horage ist ein Nischenplayer und hat das Volumen nicht, um die Technologie auf breiter Basis durchzusetzen«, gibt Müller zu bedenken. »Es braucht eine Marke mit grosser Reichweite, damit sich das Produkt durchsetzen kann.»