Sie kosten zwischen 13'000 und rund 300'000 Franken, enthalten zwischen 180 und 500 Teile. Und um das Topmodell zu kriegen, muss man anderthalb Jahre auf die Warteliste.
Die Nachfrage ist unheimlich gross.
Luxusuhren wie jene der Uhrenmanufaktur Armin Strom sind gefragt wie nie. 400 Stück gehen pro Jahr aus der kleinen Firma in der Uhrenstadt Biel in die Welt hinaus. Künftig sollen es doppelt so viele sein – Armin Strom baut aus. «Wir sind am Anschlag, mussten bereits den Keller ausbauen und wollen nun eine weitere Produktionsstätte beziehen», sagt Co-Gründer Claude Greisler.
Luxusuhren «Made in Biel»
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Bild 1 von 6. Mehrere Monate kann es dauern, bis eine Uhr von Armin Strom fertig ist. Bildquelle: SRF/Marielle Gygax.
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Bild 2 von 6. Die Uhrmacher bauen jede Uhr zweimal zusammen, um sicherzugehen, dass sie auch funktioniert. Bildquelle: SRF/Marielle Gygax.
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Bild 3 von 6. Über 500 Teile kann eine Uhr von Armin Strom erhalten. Sie werden zusammengebaut, sobald sie fertig hergestellt sind. Bildquelle: SRF/Marielle Gygax.
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Bild 4 von 6. Dazu wurden die Teile zuvor in den eigenen Ateliers bearbeitet – geschliffen, dekoriert. Bildquelle: SRF/Marielle Gygax.
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Bild 5 von 6. Die einzelnen Teile für die Uhren werden bei Armin Strom selbst hergestellt – auch die Schrauben werden in der Manufaktur in Biel gemacht. Bildquelle: SRF/Marielle Gygax.
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Bild 6 von 6. Der Ursprung ist eine Skizze und eine 3D-Illustration am Computer. Co-Gründer Claude Greisler zeigt, was bei den Uhren am Anfang steht. Bildquelle: SRF/Marielle Gygax.
Die Uhren hätten insbesondere bei der jüngeren Generation einen wichtigeren Stellenwert erhalten, bestätigen weitere Uhrenmarken auf Anfrage von SRF.
Einen Aufschwung bei den Jungen sieht auch Oliver Müller, der seit Jahrzehnten in der Uhrenbranche tätig ist, selbst eine Marke besass und jetzt Berater ist: «Viele Millennials und Generation Z interessieren sich massiv dafür.»
Mechanische Uhren wegen Insta bei Jungen beliebt
Ein Grund des Interesses: mechanische Uhren mit einem Uhrwerk. Rund um dieses Handwerk sei ein Instagram-Effekt entstanden, sagt Claude Greisler: «Es hat sich eine Community gegründet, die sich mit Uhren beschäftigt. Das wird auf sozialen Medien stark diskutiert.»
Der Grund für die grosse Nachfrage ist ein Instagram-Effekt.
Früher sei das Wissen von den Marken zu den Journalistinnen, zum Fachhändler gegangen. Heute würden sich Sammlerinnen weltweit auf den sozialen Medien austauschen. «Plötzlich ist der Wert eines Uhrwerks, wie es funktioniert, viel wichtiger als der Markenname.»
Dafür würden sich eben immer mehr Junge interessieren, sagt Greisler: «Wir haben Käufer, die 15 Jahre alt sind.» Sie hätten weiterhin ältere Kundinnen und auch Eltern, die für ihre Kinder Uhren kaufen würden, «aber wenn man das Durchschnittsalter betrachtet, hat sich die Kundschaft schwer verjüngt». Ein Auslöser: der Secondhand-Markt.
Occasion-Uhren: Früher eine «Schande», jetzt salonfähig
Die Uhrenindustrie habe gelernt, Uhren weiterzuverkaufen. Lange sei das undenkbar gewesen, nun ist daraus ein grosser Secondhand-Markt entstanden, so Greisler: «Es hat jüngeren Generationen das Vertrauen gegeben, in eine Uhr zu investieren, im Wissen, dass sie sie wieder verkaufen können, wenn sie das Geld brauchen.»
Die Luxusuhren wurden zu einer sicheren Geldanlage, einem Investment. Einige der neuen, jungen Kundschaft haben viel Geld mit Kryptos gemacht und könnten sich deshalb eine Luxusuhr leisten, erklärt Branchenkenner Oliver Müller.
«Dann haben sie entdeckt, dass man mit den mechanischen Uhren schnell Geld verdienen kann.» Man könne sie leicht um die ganze Welt schicken. «Es läuft aber fast zu gut, weil mit ihnen massiv spekuliert wird.»
Investment treibt Preise hoch
Die Spekulationen hätten teilweise zu Wartelisten von zwölf Jahren geführt. «Bevor eine neue Uhr im Laden landet, wechselt sie dreimal die Hand – jedes Mal mit einem höheren Wert.»
Ein Beispiel: «Eine Rolex Daytona aus Stahl kostet offiziell 14'400 Franken. Inoffiziell auf dem Sekundärmarkt bis zu 30'000 Franken», so Müller, der für Morgan Stanley die Umsätze der grössten Schweizer Uhrenmarken einschätzt.
Die neue Entwicklung habe also die Preise steigen lassen, aber auch jüngere Kundschaft gebracht. Müller rechnet damit, dass die Luxusuhrenbranche auch in diesem Jahr wächst, wenn nicht ganz so stark wie in den letzten Monaten.