Bereits heute betreibt der Berner Energiekonzern BKW in Apulien, am Absatz des italienischen Stiefels, mehrere Windparks. Der grösste davon steht in Castellaneta: 28 Windräder drehen sich dort.
«Es weht ein regelmässiger und nicht zu stürmischer Wind, das ist ideal», sagt BKW-Konzernchef Robert Itschner. «Zudem ist das Land sehr dünn besiedelt, sodass es Platz hat, um auch grössere Windparks zu realisieren.»
Fünfmal schneller als in der Schweiz
Die BKW hat Mitte Oktober einige Medienschaffende auf eine Reise nach Apulien eingeladen, um aufzuzeigen, wie rasch sich dort Windparks realisieren lassen. Fünf bis sechs Jahre dauert es hier im Schnitt von den ersten Plänen bis zur Umsetzung. In der Schweiz sind es gut und gerne 20 bis 25 Jahre.
Und selbst wenn eine rechtskräftige Baubewilligung vorliegt, wie für den BKW-Windpark Montagne de Tramelan im Berner Jura, heisst das noch nicht, dass die Bauarbeiten auch tatsächlich beginnen können. Kurz vor Baubeginn entdeckte ein Anwohner in seinem Haus eine Gruppe von Fledermäusen einer gefährdeten Art, was den Baubeginn nochmals verzögert hat.
Genehmigungsverfahren laufen parallel
«Auch in Italien gibt es Mitspracherechte für die Gemeinden und die Umweltorganisationen, aber in Italien werden die verschiedenen Bewilligungsverfahren parallel geführt, sodass es viel schneller vorwärtsgeht», betont BKW-Chef Itschner.
Auch in Italien braucht es laut BKW eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung auf nationaler Ebene. Der Betreiber des Windparks muss die potenziellen positiven und negativen Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt, auf die Landschaft, auf die biologische Vielfalt und das kulturelle Erbe aufzeigen und zudem Ausgleichsmassnahmen umsetzen.
Auch die wichtigsten Umweltverbände Italiens wie Legambiente, WWF und Greenpeace stehen grundsätzlich hinter der Entwicklung der Windkraft. Allerdings, so betont ein regionaler Vertreter von Legambiente auf Anfrage, würde man sich bei der Planung von Windparks mehr Mitsprache auf lokaler Ebene wünschen.
Ziel: Wegkommen von Öl und Gas
Doch die italienische Regierung setzt auf Sonne und Wind, um wegzukommen vom Strom aus Öl und Gas. «Zudem bieten die Windparks qualifizierte Arbeitsplätze in wenig entwickelten Gebieten des Landes», ergänzt Margarita Aleksieva, die bei der BKW für Wind und Solar zuständig ist.
«In unserem Service-Center in Troia beschäftigen wir 60 Angestellte, die unsere Windkraftanlagen in ganz Europa überwachen und steuern und zudem Service und Unterhalt für unsere Windparks und für die Anlagen anderer Anbieter leisten.»
Jetzt baut die BKW im apulischen Cerignola einen weiteren Windpark. Und die Mafia? Man sei sich des Problems bewusst, dass bei Bauvorhaben in dieser Region auch das organisierte Verbrechen mitverdienen wolle, betont Konzernchef Itschner. Er legt Wert darauf, dass man ganz genau hinschauen werde, an wen die Bauaufträge vergeben würden.
(Die Medienreise nach Süditalien ist wie erwähnt von der BKW organisiert worden. Die Spesen hat aber SRF übernommen)