Zum Inhalt springen
Audio
BKW setzt auf neue Windparks in Süditalien
Aus Rendez-vous vom 12.11.2024. Bild: BKW
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 6 Sekunden.

Investitionen im Ausland Die BKW und ihr Kampf für Windmühlen

Die BKW investiert 250 Millionen Franken in den Bau eines neuen Windparks in Süditalien. Einer der Gründe dafür: In Italien lassen sich neue Windparks viel rascher realisieren als in der Schweiz.

Bereits heute betreibt der Berner Energiekonzern BKW in Apulien, am Absatz des italienischen Stiefels, mehrere Windparks. Der grösste davon steht in Castellaneta: 28 Windräder drehen sich dort.

Windrad auf einem Feld, umrahmt von Olivenzweigen.
Legende: Der BKW-Windpark in Castellaneta umfasst 28 Windkraftanlagen. Er steht auf dünn besiedeltem, landwirtschaftlich genutztem Land, wo Hartweizen, Wein und Oliven angebaut werden. SRF/Klaus Bonanomi

«Es weht ein regelmässiger und nicht zu stürmischer Wind, das ist ideal», sagt BKW-Konzernchef Robert Itschner. «Zudem ist das Land sehr dünn besiedelt, sodass es Platz hat, um auch grössere Windparks zu realisieren.»

Fünfmal schneller als in der Schweiz 

Die BKW hat Mitte Oktober einige Medienschaffende auf eine Reise nach Apulien eingeladen, um aufzuzeigen, wie rasch sich dort Windparks realisieren lassen. Fünf bis sechs Jahre dauert es hier im Schnitt von den ersten Plänen bis zur Umsetzung. In der Schweiz sind es gut und gerne 20 bis 25 Jahre.

17 Prozent des Stroms aus Wind und Sonne

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Servicetechniker Emmanuele Paolozza oben auf einer Windkraftanlage, 100 Meter über dem Boden. Helm und Sicherheitsgurte sind bei der Arbeit in dieser Höhe Pflicht. SRF/Klaus Bonanomi

«Der Strom aus Windkraft spielt im italienischen Strom-Mix eine immer wichtigere Rolle», sagt SRF-Italienkorrespondent Franco Battel. Trotzdem bleibe Italien vorerst stark abhängig von Gas zur Stromproduktion sowie vom Import französischen Atomstroms. «Dabei hätte Italien mit Sonne und Wind im Süden viel Potenzial für erneuerbare Energien», so Battel. Immerhin: Derzeit werden rund 17 Prozent des in Italien verbrauchten Stroms durch Sonne und Wind produziert.

In Apulien, wo der grösste Anteil an italienischem Strom aus Wind und Sonne produziert wird, gebe es immer wieder Stimmen, die sich darüber beklagten, dass Windturbinen zu nahe an Wohngebieten gebaut würden, weiss der Korrespondent. Doch die Gemeinden profitieren finanziell von den Windparks – das ist Geld, das angesichts der verbreiteten Landflucht für manche Kommunen durchaus gelegen kommt.

Grundsätzlichen Widerstand gegen Windturbinen gibt es auf Sardinien. Hier befürchten die Menschen, dass die Windräder ihre schöne Landschaft beeinträchtigen und manche Touristen abschrecken könnten – was wiederum den wichtigsten Wirtschaftszweig der Insel betreffen würde. Deshalb hat die sardische Regionalregierung ein Moratorium für Windräder erlassen.

Und selbst wenn eine rechtskräftige Baubewilligung vorliegt, wie für den BKW-Windpark Montagne de Tramelan im Berner Jura, heisst das noch nicht, dass die Bauarbeiten auch tatsächlich beginnen können. Kurz vor Baubeginn entdeckte ein Anwohner in seinem Haus eine Gruppe von Fledermäusen einer gefährdeten Art, was den Baubeginn nochmals verzögert hat.

Genehmigungsverfahren laufen parallel

«Auch in Italien gibt es Mitspracherechte für die Gemeinden und die Umweltorganisationen, aber in Italien werden die verschiedenen Bewilligungsverfahren parallel geführt, sodass es viel schneller vorwärtsgeht», betont BKW-Chef Itschner.

Blick auf Windkraftanlagen und Felder aus der Vogelperspektive.
Legende: In der Region Apulien stehen rund 4000 Windkraft-Anlagen, so viele wie nirgends sonst in ganz Italien. Der Staat fördert den Bau weiterer Windparks, und auch die BKW baut in Cerignano einen weiteren Park. SRF/Klaus Bonanomi

Auch in Italien braucht es laut BKW eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung auf nationaler Ebene. Der Betreiber des Windparks muss die potenziellen positiven und negativen Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt, auf die Landschaft, auf die biologische Vielfalt und das kulturelle Erbe aufzeigen und zudem Ausgleichsmassnahmen umsetzen. 

Auch die wichtigsten Umweltverbände Italiens wie Legambiente, WWF und Greenpeace stehen grundsätzlich hinter der Entwicklung der Windkraft. Allerdings, so betont ein regionaler Vertreter von Legambiente auf Anfrage, würde man sich bei der Planung von Windparks mehr Mitsprache auf lokaler Ebene wünschen.

Ziel: Wegkommen von Öl und Gas

Doch die italienische Regierung setzt auf Sonne und Wind, um wegzukommen vom Strom aus Öl und Gas. «Zudem bieten die Windparks qualifizierte Arbeitsplätze in wenig entwickelten Gebieten des Landes», ergänzt Margarita Aleksieva, die bei der BKW für Wind und Solar zuständig ist.

«In unserem Service-Center in Troia beschäftigen wir 60 Angestellte, die unsere Windkraftanlagen in ganz Europa überwachen und steuern und zudem Service und Unterhalt für unsere Windparks und für die Anlagen anderer Anbieter leisten.»

Mann in Kontrollraum mit mehreren Bildschirmen an der Wand.
Legende: In Troia befindet sich die europäische Windkraft-Zentrale der BKW. Von hier aus werden sämtliche Windkraftanlagen in ganz Europa überwacht und gesteuert, ihre aktuelle und zu erwartende Stromproduktion wird erfasst, und auch Störungsmeldungen laufen hier ein. SRF/Klaus Bonanomi

Jetzt baut die BKW im apulischen Cerignola einen weiteren Windpark. Und die Mafia? Man sei sich des Problems bewusst, dass bei Bauvorhaben in dieser Region auch das organisierte Verbrechen mitverdienen wolle, betont Konzernchef Itschner. Er legt Wert darauf, dass man ganz genau hinschauen werde, an wen die Bauaufträge vergeben würden.

(Die Medienreise nach Süditalien ist wie erwähnt von der BKW organisiert worden. Die Spesen hat aber SRF übernommen)

Rendez-vous, 12.11.2024, 12:30 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel