Die Niederlage von bürgerlichen Parteien und Wirtschaftsverbänden war krachend. Am 3. März sagte die Bevölkerung klar Ja zur linken Initiative für eine 13. AHV-Rente. Die Warnungen der Wirtschaft verhallten scheinbar ungehört. Diese Niederlage steht stellvertretend dafür, dass es die Wirtschaftsverbände in den letzten Jahren deutlich schwerer haben als früher, mit ihren Argumenten durchzudringen.
Ähnlich war es beim Ja an der Urne zur Initiative für ein Tabakwerbeverbot. Während die Linke jubeln kann, erleiden die Wirtschaftsverbände häufiger herbe Niederlagen.
Gerade bei Volksinitiativen hat die Wirtschaft an Vetomacht eingebüsst. In früheren Jahren war ein Volks-Ja trotz Nein-Parole von Economiesuisse höchst selten, in den letzten Jahren aber passiert das immer häufiger.
Economiesuisse betont Wichtigkeit der Unternehmen
In dieser Situation will Economiesuisse wieder näher zur Bevölkerung. Der Wirtschaftsdachverband sucht im Moment auf sozialen Medien LinkedIn und X Botschafterinnen und Botschafter, die in der Öffentlichkeit für die Wirtschaft einstehen.
«Ich glaube, dass den Leuten zu wenig bewusst ist, was die Wirtschaft leistet und was der Beitrag der Wirtschaft und der Schweizer Unternehmen am Wohlstand in unserem Land ist», betont Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl. «Wir haben eine sehr hohe Beschäftigung. Fast alle Menschen haben einen Arbeitsplatz. Und viele dieser Arbeitsplätze werden von Schweizer Unternehmen geschaffen.»
Das Ansehen von Unternehmerinnen und Unternehmern hat in der Schweiz in den letzten Jahren ein bisschen gelitten.
Diese Leistung sollen Unternehmerinnen und Unternehmer wie Raphael Tobler wieder in den Vordergrund rücken. Tobler ist Unternehmer und Präsident der Swiss Start-up-Association – und amtet zudem als Botschafter von Economiesuisse.
«Das Ansehen von Unternehmerinnen und Unternehmern hat in der Schweiz in den letzten Jahren ein bisschen gelitten. Oder es wurde vielleicht ein bisschen weniger wichtig, weil die Leute denken, Jobs seien einfach da», sagt Tobler. Doch es sei wichtig, aufzuzeigen, dass Unternehmerinnen und Unternehmer wichtige Funktionen übernehmen: Sie würden unter anderem Jobs schaffen und Lehrlinge ausbilden.
700 Botschafterinnen sollen's richten
Economiesuisse baut schon länger eine grosse «Botschaftertruppe» auf. Seit der Lancierung des Projekts im Sommer 2022 haben sich 700 Personen bereiterklärt, der Wirtschaft ehrenamtlich ein Gesicht zu geben. Trotzdem war gerade vor und während der wichtigen AHV-Abstimmung kaum etwas davon zu spüren. Sind die Botschafter also eine stumpfe Waffe?
Monika Rühl kontert: «Das ist überhaupt keine stumpfe Waffe. Das ist ein Netzwerk, das im Aufbau begriffen ist. Wir sind sehr stolz, dass wir bereits 700 Menschen überzeugen konnten. Es sollen noch viele mehr sein.» Mit der Wirkung ist die Economiesuisse-Direktorin entsprechend zufrieden, dennoch sagt sie: «Es liegt noch viel Arbeit vor uns.»
In diesen Tagen läuft die Nein-Kampagne zu den Gesundheitsinitiativen an, mitfinanziert von der Wirtschaft. Laut Finanzkontrolle setzt Economiesuisse im Abstimmungskampf über eine Million Franken gegen die Prämien-Entlastungs-Initiative und die Kostenbremse-Initiative ein. Ob die Wirtschaftsbotschafterinnen und -botschafter am 9. Juni mehr werden ausrichten können?