Der Hypotheken-Schuldenberg in der Schweiz ist eindrückliche 650 Milliarden Franken hoch – höher als die Wirtschaftsleistung des Landes in einem ganzen Jahr. Trotz eines ganzen Bündels von Massnahmen ist es Bundesrat, Nationalbank (SNB) und Finanzmarktaufsicht (Finma) bisher nicht gelungen, die Situation wesentlich zu entspannen.
Schuldenberg wächst
SNB-Präsident Thomas Jordan zeigt sich denn auch immer wieder besorgt über die Hypothekarkredite, die munter weiter sprudeln: «Das Wachstum ist höher als das Wachstum des nominellen Bruttoinlandprodukts (BIP). Die Verschuldung gegenüber dem BIP nimmt also zu. Das ist ein Indiz dafür, dass wir in Richtung Ungleichgewicht gehen.»
Dass der Schuldenberg laufend höher wird, beobachtet auch Jan Amrit Poser, Chefökonom bei der Privatbank J. Safra Sarasin. «Der Anstieg ist natürlich schon bemerkenswert. Er muss im Auge behalten werden in Hinsicht auf eine mögliche Immobilienblase, wie wir sie schon mal 1991 gehabt haben.»
Zahlungsausfälle abfedern
Zwar kann die Schweiz diesen 650 Milliarden Franken hohen Schuldenberg bislang gut verkraften. Denn noch sind die Zinsen weiterhin rekordtief. Zudem steigen die Preise auf dem Immobilienmarkt noch an.
Allerdings warnt Ökonom Poser, «wenn die Schulden auf die Dauer stärker steigen als das BIP, dann kann es zu einem Problem kommen, wenn die Zinsen steigen.» Dann laufen Banken Gefahr, dass einige ihrer Kunden die Hypothek nicht mehr bezahlen können.
Als Vorsichtsmassnahme müssen die Banken ab dem 30. September deshalb ihre ausgegebenen Hypotheken mit einem Prozent sogenannt hartem, also reell verfügbarem, Eigenkapital untergelegen. So sollen Banken ausgefallene Zahlungen von Kunden besser abfedern können.
Keine Steueranreize für Abbezahlung
Das Problem mit dem hohen Hypotheken-Schuldenberg der Schweizer Bevölkerung ist aber nicht nur auf die tiefen Zinsen und den Immobilienboom alleine zurückzuführen. Er ist auch hausgemacht, denn steuerlich ist es bislang wenig interessant, die Hypothek zu amortisieren und die Schulden bei der Bank abzubezahlen.
Hypotheken werden so über Generationen weitergegeben. Auch deshalb nimmt der Anteil des Vermögens, das Schweizer Haushalte im Immobilienmarkt investiert haben, Jahr für Jahr zu. Inzwischen steckt rund die Hälfte des Vermögens der privaten Schweizer Haushalte in Häusern und Eigentumswohnungen.